Prag - Was für viele Tschechen immer noch unvorstellbar ist, soll nach dem Willen der Regierung in Prag schon bald Realität werden: ein striktes Rauchverbot zum Feierabendbier in der "hospoda", Schluss mit dem Zigarettenqualm in der tschechischen Kneipe. Und zwar kompromisslos, ohne Hintertürchen.
Nach dem heute einstimmig gebilligten Kabinettsbeschluss der Koalitionsregierung von Premier Bohuslav Sobotka (ČSSD) jedenfalls soll ab dem 1. Januar 2016 in allen gastronomischen Einrichtungen ein absolutes Rauchverbot gelten.
Den Gesetzentwurf für ein Ende des Rauchens in sämtlichen Kneipen, Restaurants und Bars hatte Gesundheitsminister Svatopluk Němeček (ČSSD) vorgelegt. Ziel der geplanten gesetzlichen Beschränkungen ist vor allem ein wirksamer Schutz der Nichtraucher und Angestellten im Bereich der Gastronomie vor dem Passivrauchen.
Das Verbot soll dabei nicht nur das Rauchen von Zigarettentabak betreffen, sondern auch elektronische Zigaretten und das Rauchen von Produkten auf Kräuterbasis. Das Rauchverbot soll zudem auf Konzerten, Tanzveranstaltungen, in Kinos, Sporthallen und Schulen gelten. Zudem soll der Verkauf von Alkohol und Tabakprodukten in Automaten verboten werden.
Wo Bier billiger als Wasser ist
Betreibern von gastronomischen Einrichtungen, die gegen die gesetzlichen Auflagen verstoßen, müssen nach den Plänen aus dem Gesundheitsministerium mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Kronen rechnen. Zudem soll den Gastronomen auferlegt werden, zumindest immer ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk günstiger anzubieten als das billigste alkoholische Getränk. Denn, ein Spezifikum im Bierparadies Tschechien, tatsächlich ist oftmals eine Cola oder sogar ein Mineralwasser teurer als ein Bier.
So gibt es sogar in Prag noch etliche Kneipen, in denen der Halbe Liter Bier für unter 20 Kronen gezapft wird (etwa 70 Cent), während man für ein Mattoni-Mineralwasser locker 35 und mehr Krone zahlt.
Gesundheitsminister Svatopluk Němeček wertete den einstimmigen Kabinettsbeschluss als "starkes Signal", dass das Gesetz auch in den beiden Kammern des tschechischen Parlaments eine klare Mehrheit finden werde.
Tschechiens oberster Kettenraucher, Staatspräsident Miloš Zeman, kündigte unterdessen an, dass er gegen das Gesetz nicht sein Veto einlegen werde. "Gerade weil ich hier einen Interessenkonflikt habe, kann ich gegen das Gesetz nicht reinen Gewissens mein Veto einlegen", so das für seinen starken Alkohol- und Tabakkonsum bekannte Staatsoberhaupt. (nk)