Prag - Die Tage von Jan Kubice, des Leiters der Abteilung zur Aufdeckung organisierter Kriminalität (ÚOOZ), scheinen gezählt.
Das Polizeipräsidium habe eine Möglichkeit gefunden, sich schnell von dem umstrittenen Beamten zu trennen, berichtet die in Prag erscheinende Tageszeitung Lidové noviny am Dienstag.
Kubice (im Foto rechts) hatte für Aufregung gesorgt, weil ein von ihm verfasster Bericht, in dem von mafiösen Verbindungen zwischen Polizei und Politik die Rede war, kurz vor den Parlamentswahlen 2006 an die Öffentlichkeit geraten war. ČSSD-Chef Jiří Paroubek hatte den Kubice-Bericht immer als Hauptgrund für seine Wahlniederlage genannt. Der politische Druck auf Kubice war seither groß.
Hintergrund: Affäre Kubice
Nun solle der ÚOOZ-Leiter abberufen werden - und zwar wegen zweier verhältnismäßig kleiner Verstöße. So soll er den stellvertretenden Polizeipräsidenten kürzlich nicht ordnungsgemäß vom Ausgang eines Auswahlverfahrens für den Posten von Kubices Stellvertreter informiert haben. Offiziell wollte sich am Montag noch kein Vertreter des Polizeipräsidiums zum Fall Kubice äußern.
Jan Kubice war wenige Tage vor den Parlamentswahlen im Juni 2006 mit einem Bericht vor den Verteidigungs- und Sicherheitsausschuss des Abgeordnetenhauses in Prag getreten.
Darin entwarf der Elitebeamte ein Szenario, wonach das organisierte Verbrechen schon staatliche Stellen infiltriert hat und die Aufklärungsarbeit in einigen Korruptionsfällen behindert. In die Machenschaften seien vor allem Personen aus dem Umkreis führender Politiker der damals regierenden Sozialdemokraten sowie der Regierungschef Jiří Paroubek verstrickt. Keiner der in dem Bericht erhobenen Vorwürfe konnte bis heute belegt werden.
Sozialdemokraten hatten immer wieder den Verdacht geäußert, dass der heutige Innenminister Ivan Langer (ODS) es war, der geheime Informationen aus dem Kubice-Bericht nach der Sitzung des Verteidigungs- und Sicherheitsausschusses des Abgeordnetenhauses Ende Mai 2006 an Journalisten weitergegeben hatte. (nk/gp)