New York/Prag - Der ehemalige tschechische Staatspräsident hat seinen Amtsnachfolger Václav Klaus kritisiert. Dessen Kritik an der Nominierung von Karel Schwarzenberg für den Posten des Außenministers in einem neuen Kabinett von ODS-Chef Mirek Topolánek hält Havel für falsch.
Nach Meinung von Václav Havel, der sich gegenwärtig in den USA aufhält, ist Schwarzenberg für diese Funktion qualifiziert und eine Ablehnung Schwarzenbergs würde dem Ruf der Tschechischen Republik im Ausland schaden. Dies berichtet der Online-Dienst der in Prag erscheinenden Tageszeitung Mladá fronta Dnes.
Am Donnerstag hatte der tschechische Staatspräsident Václav Klaus es abgelehnt, das Kabinett zu ernennen, das der mit der Regierungsbildung beauftragte ODS-Chef Mirek Topolánek ihm vorgeschlagen hatte. Einer der Gründe dafür war die Tatsache, dass Schwarzenberg (Foto rechts) auf Vorschlag der Grünen für das Amt des Außenministers vorgesehen war.
"Ich kenne ihn (Schwarzenberg) lange und halte ihn für einen ungewöhnlich qualifizierten Menschen. Er ist Europäer, Patriot und ein Gentleman. Alle in der Welt kennen ihn und alle fragen nach ihm auch hier in den USA. Er war lange Vorsitzender der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte und hat wirkungsvoll der Opposition gegen das kommunistische Regime in der ehemaligen Tschechoslowakei geholfen. Es war ein guter Einfall der Grünen und ich hoffe, dass sie nicht nachgeben und Karel Schwarzenberg Minister wird," so Havel.
In der gegebenen Situation würde nach Havels Einschätzung ein Nachgeben der Grünen „ einen weiteren Schlag gegen die gute Reputation der Tschechischen Republik“ bedeuten. Havel halte Schwarzenberg vielmehr sogar für einen geeigneten Kandidaten für das Amt des tschechischen Staatspräsidenten, so Mladá fronta Dnes.
Klaus hatte deutliche Vorbehalte gegen die Ernennung des Senators Karel Schwarzenberg für das Amt des Außenministers geäußert, und zwar mit Hinblick auf den gegenwärtigen Stand der "fragilen" Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich.
Nach Österreich war die Familie Schwarzenberg nach dem kommunistischen Umsturz im Jahr 1948 geflüchtet und der Ministerkandidat hat bis heute enge persönlichen Bindungen mit dem Land, nicht jedoch die österreichische Staatsbürgerschaft. Schwarzenberg ist tschechischer und Schweizer Staatsbürger. (gp/nk)