Aussig/Ústí nad Labem, 21. 3. 2017 - Der neue Direktor des Collegium Bohemicums in Aussig wird der Historiker Petr Koura (Foto). Die Entscheidung darüber fällte der Verwaltungsrat des Collegium Bohemicums auf Grundlage eines Auswahlverfahrens. Er beginnt seine Tätigkeit zum 1. Mai 2017. „Beide Kandidaten der zweiten Runde des Auswahlverfahrens wiesen eine hohe Kompetenz für die Direktorenstelle auf, letztendlich entschieden wir uns für Petr Koura, der für den jetzigen Zustand der Organisation besser geeignet ist,“ dies sagte zu der Wahl die Vorsitzende des Verwaltungsrates Kristina Kaiserová. Seine erste Aufgabe wird der Aufbau der Ausstellung zur Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern sein.
PhDr. Petr Koura, Ph.D. (* 1978) studierte Geschichte und Politologie an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag, wo er später den Doktortitel erhielt. Er erhielt Stipendien für Aufenthalte im Collegium Bohemicum in Aussig und im Collegium Carolinum in München. Er arbeitete beim Deutsch-Tschechischen Zukunftsfond (im Büro für die Opfer des Nationalsozialismus), im Institut für zeitgenössische Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, im Institut für das Studium totalitärer Regime und im Institut für tschechische Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Zur Zeit lehrt er an der Pädagogischen Fakultät der Karls-Universität. Seine Fachgebiete sind böhmische Politik- und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, die Geschichte des Protektorats Böhmen und Mähren, die deutsch-tschechischen Beziehungen im 20. Jahrhundert und die Geschichte des tschechischen Films. Er ist u.a. Autor der Biografie des Oberstleutnants Josef Balabán oder auch eines Buches über die Geschichte der „Swingjugend“ in der Zeit des Protektorats. Er kooperiert mit dem Tschechischen Fernsehen und Radio im Rahmen von Sendungen mit historischer Thematik.
Das Auswahlverfahren für den Direktor des Collegium Bohemicums wurde nach der Abberufung der ehemaligen Direktorin Blanka Mouralová im Herbst letzten Jahres ausgeschrieben. Die vorrübergehende Leitung übernahm der Historiker des Museums der Stadt Aussig Tomáš Okurka. Im Verwaltungsrat des Collegium Bohemicums tagen Vertreter der statutarischen Stadt Aussig, der J. E. Purkyně-Universität in Aussig, des Kulturministeriums, des Außenministeriums und der Gesellschaft für die Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Der Verwaltungsrat ernannte gleichzeitig einen neuen wissenschaftlichen Beirat, da das Mandat des vorherigen auslief. Der wissenschaftlichen Beirat ist ein beratendes Organ, das zu fachlichen Fragen der Tätigkeit des Collegium Bohemicum Stellung bezieht, zur Zeit vor Allem zum Inhalt der sich in Vorbereitung befindenden Ausstellung. Seine Mitglieder sind führende Experten der Geschichte der Deutschen in den böhmischen Ländern, der deutsch-tschechischen Beziehungen und der Museologie aus Tschechien, Deutschland und Österreich. Die Mitglieder des neuen wissenschaftlichen Beirats sind: Luděk Beneš, Detlef Brandes, Elisabeth Fendl, Anna Habánová, Christian Hanus, Václav Houžvička, Miroslav Kunštát, Václav Petrbok, Jan Royt, Miloš Řezník, Ira Spieker, Martin Veselý und Tobias Weger.
Die Ausstellung „Unsere Deutschen“ in Aussig beschäftigt sich auf einer geplanten Gesamtfläche von über 1.500m2 mit der Geschichte der deutschsprachigen Bewohner der böhmischen Länder vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um eines der derzeit größten Ausstellungs-Projekte in der Tschechischen Republik. Die Ausstellung wird auf Grundlage des architektonischen Entwurfs des Ateliers Projektil Architekti realisiert, welches den öffentlichen Wettbewerb gewann. Die Eröffnung ist für das Jahr 2018 geplant.