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www.kathprag.czwww.kathprag.cz, www.evprag.czwww.evprag.cz | Pressemitteilungen | 12.4.2017

Prag - Die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde Prag und die Deutschsprachige Katholische Pfarrei Prag veranstalteten am Abend des Montags der Karwoche, 10.04.2017, einen gemeinsamen Bußgottesdienst im "Lutherjahr 2017". Der Gottesdienst fand an einem für die tschechische Geschichte symbolträchtigen Ort statt, nämlich dem Weißen Berg am westlichen Stadtrand von Prag. Man erinnerte damit an die für die Geschichte der böhmischen Kronländer tragische "Schlacht am Weißen Berg" im Jahre 1620, bei welcher die damalige Katholische Liga über die protestantischen Böhmischen Stände siegte. Die Schlacht war der Ausgangspunkt für eine mit großem Gewalteinsatz durchgeführte Gegenreformation und blieb ein Trauma der tschechischen Geschichte. In der Barockzeit wurde das Gelände zu einem katholischen Wallfahrtsort umgewandelt. Seit einigen Jahren hat dort die deutsch-tschechische Benediktinerinnen-Gemeinschaft "Venio" eine Niederlassung.

Im Einladungstext zum Bußgottesdienst hieß es: "Jahrhunderte hindurch waren der Name und das Bild Gottes verschattet durch den Streit zwischen katholischen und evangelischen Christen. Schmerzhafte und manchmal sogar tödliche Trennlinien gingen durch Städte, Dörfer, Familien, Gemeinschaften - in unseren deutschsprachigen Heimatländern und hier in Tschechien." Mit dem Bußgottesdienst wollten die beiden deutschsprachigen Prager Gemeinden dafür Buße tun und um Vergebung bitten. Sie taten dies im Bewusstsein, dass der jahrhundertelange Streit zwischen den Konfessionen zwar längst überwunden ist, dass aber die durch den Streit verursachten Verwundungen weiterhin der Heilung bedürfen, damit die ökumenische Einheit weiterhin wachsen kann.

Beim Gottesdienst, der vom evangelischen Pfarrer Frank Leßmann-Pfeifer und vom katholischen Pfarradministrator P. Martin Leitgöb geleitet wurde, kamen neben den einschneidenden und tragischen Ereignissen der katholisch-evangelischen Konfliktgeschichte auch die über Jahrhunderte tradierten Vorurteile zwischen den beiden Konfessionen zur Sprache, wie: "Protestanten sind humorlos und frömmlerisch" oder "Katholiken beten Heilige an". Auch diese Vorurteile hinderten lange Zeit den fruchtbaren Austausch der Konfessionen. Wie fruchtbar dieser Austausch ist, erleben gerade die beiden Prager Gemeinden in intensiver Weise. So feiern sie jährlich nicht nur mehrere ökumenische Gottesdienste, sondern führen auch regelmäßige seelsorgliche Projekte (Vortragsveranstaltungen, Gesprächskreise etc.) gemeinsam durch. Selbst der Religionsunterricht an der Deutschen Schule Prag wird seit vier Jahren im evangelisch-katholischen Teamteaching gehalten. Die Erfahrung ist, dass die Situation von Auslandsgemeinden das ökumenische Miteinander erleichtert.

Autor:
Pressemitteilung der Deutschsprachigen Katholischen Pfarrei Prag vom 11.4.2017

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