Prag - Das "Große Amerika" liegt nicht auf der anderen Seite des Atlantiks, sondern nur einen Katzensprung von der tschechischen Hauptstadt entfernt im Böhmischen Karst (Český kras): Der auch "Tschechischer Grand Canyon" genannte Steinbruch mit seinem See unweit der Burg Karlštejn ist eigentlich das perfekte Ziel für einen sommerlichen Tagesausflug.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde hier, ebenso wie in den nahe gelegenen Steinbrüchen "Malá Amerika" (Kleines Amerika) oder "Mexiko", Kalk abgebaut. Die einzelnen Steinbrüche sind über kilometerlange Tunnel miteinander verbunden. Heute dient das etwa 750x150 Meter große Velká Amerika jedoch nur noch zu Erholungszwecken.
Eigentlich herrscht in dem etwa eine Stunde außerhalb von Prag gelegenen See Badeverbot. Dies scheint allerdings nur die wenigsten Besucher zu stören. Denn der 18 Meter tiefe See bietet atemberaubend klares, blau-türkises Wasser. Wer würde da an heißen Sommertage nur eines Verbots wegen schon auf ein kühles Bad verzichten wollen? Schwieriger gestaltet sich die Anreise: Der See ist gefahrlos eigentlich nur über einen Tunnel zu erreichen, der über ein Tor allerdings auch geschlossen werden kann. Waghalsige Besucher klettern oft über einen nicht ungefährlichen Pfad. Dieser wurde kürzlich jedoch zugebaut. Mit einem problemlosen Ankommen ist folglich eher weniger zu rechnen.
Doch auch ohne zum See zu gelangen, ist das Gebiet ein wahres Wanderparadies. Direkt am Steinbruch steht Autofahrern ein kleiner Parkplatz zur Verfügung. Um den ganzen, etwa 80 Meter tiefen Steinbruch führt ein bequemer Weg mit vielen Aussichtspunkten, den man innerhalb einer Stunde bewältigen kann. Außerdem kann entlang des nördlichen Randes des Steinbruches der gelbe Weg Nr. 6161 eingeschlagen werden, der über die anderen, bereits erwähnten kleineren Steinbrüche in etwa eineinhalb Stunden zur bekannten Burg Karlštejn führt.
Wer kein Auto hat, kommt über eben diesen Weg (in entgegengesetzter Richtung) am einfachsten nach Velká Amerika. Einfach vom Prager Hauptbahnhof mit dem Zug nach Karlštejn fahren (etwa 45 Minuten), um dann über den gelben Weg und die Burg zu den Steinbrüchen (etwa 1,5 Stunden) zu gelangen. Der Weg ist nur sehr schlecht ausgeschildert. Mit Hilfe von Smartphones oder der Hilfe von anderen Wanderern sollte jedoch jeder hinfinden.
Das ganze Gebiet rund um die Steinbrüche, Seen und die Burg Karlštejn gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen für Prager. Es bietet unglaubliche Naturschönheiten und friedvolle Wandermöglichkeiten.
Nicht umsonst wurde die Region schon des Öfteren als Kulisse für tschechische Spielfilme gewählt. So auch für die Westernkomödie "Limonádový Joe" aus dem Jahr 1964. Ihre Wild-West-Namen haben die Steinbrüche jedoch schon sehr viel länger, belegt ist der Name "Amerika" erstmals für einen nahe gelegenen Einsiedlerhof im Jahr 1859. (dah/nk)