Der Vertreter der WHO in Tschechien, Srdan Matić, sieht ein hohes Risiko dafür, dass das Corona-Virus nach Tschechien eingeschleppt werden könnte. Dies äußerte er in einem Interview gegenüber der Lidové Noviny. Das ist wenig verwunderlich. Immerhin durchströmen allein die Hauptstadt Prag pro Jahr ca. 10 Millionen Touristen. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl Tschechiens. Hinzu kommen natürlich Tausende von Touristen in den tschechischen Skigebieten. Vom süd-koreanischen Flughafen Incheon gibt es täglich Direktflüge nach Prag. Süd-Korea ist nach China am stärksten von dem Ausbruch des Virus betroffen. Matić sieht aber andererseits auch, dass das tschechische Gesundheitssystem auf den ersten Corona-Patienten gut vorbereitet sei.
Wo könnte man sich am ehesten infizieren?
In dem gleichen Interview sieht Matić gar nicht mal Flughäfen oder die Prager Metro als den Ort, wo man sich leicht infizieren könnte, sondern eher die Gesundheitseinrichtungen, wie z. B. Arztpraxen oder Krankenhäuser. Dort könnten Patienten leicht andere infizieren, bevor das Virus bei ihnen diagnostiziert wurde. Dies sieht ein chinesischer Aktivist, der in einem Weltspiegel-Report genannt wird, ähnlich. Seiner Ansicht nach haben sich die meisten Menschen erst in den Krankenhäusern von Wuhan mit dem Virus infiziert. Mangelndes Krisenmanagment der chinesischen Regierung hätte dann das Übrige zu dem katastrophalen Ausbruch in China beigetragen. Das brachte dem Aktivisten, der die katastrophalen Zustände in den Krankenhäusern Wuhans filmte und online stelle, allerdings in Konflikt mit der chinesischen Staatsmacht. Er wurde von der Polizei abgeholt und ist seitdem nicht mehr auffindbar. Der erwähnte Weltspiegel-Bericht ist am Ende dieses Textes zu finden. In deutschen Medien werden Menschen, die sich krank fühlen, aufgerufen, zunächst ihren Arzt bzw. ihre Ärztin telefonisch zu kontaktieren. Er bzw. sie wisse dann, was zu tun ist. Das sei sinnvoller, als gleich in die Praxis zu laufen und womöglich weitere Patienten anzustecken.
Link zum Thema: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt Hinweise zu Hygienemaßnahmen auf: https://www.infektionsschutz.de/
Wie kann man sich schützen?
Matić sieht noch keinen Grund zur Panik, rät aber von Reisen in entsprechende Krisengebiete ab. Andererseits rät er zu sorgsamen Hygienemaßnahmen. Wie auch in anderen Ländern der EU propagiert wird, sollten Menschen sich mehrmals täglich die Hände waschen und anschließend desinfizieren. Dafür gibt es z. B. gute Desinfektionsgels in Drogerien. Für Hamsterkäufe sieht er derzeit noch keinen Anlass.
Prag, 26.02.2020
Konstantin John Kowalewski
Link zum Thema: Lidové Noviny: Das Risiko einer Übertragung von Coronaviren in die Tschechische Republik ist hoch. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, sagt der Vertreter der WHO, 26.02.2020