Prag - Fröhlich ging der 20. Jahrgang des Theaterfestivals deutscher Sprache zu Ende. Das Thalia Theater Hamburg brachte mit "Don Giovanni. Letzte Party" am 29. November ein echtes Spektakel auf die Bühne des Ständetheaters, das begeistern konnte. Kurz zur Erinnerung: Das Prager Ständetheater ist der Ort, an dem Mozart seine Oper Don Giovanni 1787 uraufführte.
Die Aufführung hielt sich teilweise an die Textvorlage von Lorenzo da Ponte, ließ den Schauspielern daneben aber reichlich Raum zum Improvisieren. Und zum Interagieren mit dem Publikum, was mit erstaunlicher Leichtigkeit begann. Mozart selbst, so schien es, entstieg dem Film von Forman und trat in Prag auf die Bühne, um das Publikum zu dirigieren und ihm ein wenig Musikalität beim gemeinsamen Einsummen beizubringen.
Im Laufe des furiosen Geschehens um den nimmersatten Frauenverführer Don Juan, von da Ponte in Don Giovanni italienisiert, spielten die Schauspieler vor und neben der Bühne, der gelenkige Don Giovanni, angelockt vom süßen Duft des Immerweiblichen, kletterte durch das Publikum hindurch zum Objekt seiner Begierde. Eine siebenköpfige Damenkapelle sorgte für eine ordentliche musikalische Untermalung mit Pauke, Trompete und Saxophon. Dona Elvira, Don Giovannis verlassene Gattin, wirbelte immer wieder über die Bühne, ihren untreuen Gatten zur Ordnung zu brüllen, Leporello packte immer wieder das schlechte Gewissen an Stelle seines promiskuitiven Herrns, der auch vor einem Mord nicht zurückschreckte. Kurz, eine Vielzahl von Figuren wirbelte abwechselnd über die Bühne, getrieben von Motiven der Rache, der Lust, der Eifersucht, auch der Feigheit oder der verletzten Ehre.
Der erste Teil des Stücks versammelte zum Höhepunkt alle willigen weiblichen Zuschauer auf der Bühne, mit dem Versprechen eines Glases Champagner angelockt. Während nun die verlassenen Männer einigermaßen ratlos in die Pause gingen, manche sogar gleich nach Hause - oder anderswohin, worüber nicht weiter nachgeforscht werden soll - amüsierte sich die holde Weiblichkeit mit Don Giovanni. "Ich schaffe euch nicht alle" - aber kommt trotzdem.
Der zweite Teil des Stücks war dann erheblich kürzer, viele der eingeladenen Damen standen immer noch auf der Bühne herum, als Don Giovanni seiner a-Moral noch einige kurze Wendungen abgewann, nämlich Botschaften von Freundschaft und Liebe, eher er der mystischen Figur des Todes - natürlich eine Frau - versöhnlich die Hand reichte.
Alles in allem ein höchst gelungener und amüsanter Abschluss des Theaterfestivals, das in diesem Jahr mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen hatte und dessen Aufführungen nicht immer auf der Höhe des Publikums waren.