Příbram/Prag - Wegen des Mordes an dem 18-jährigen Auszubildenden Jan Kučera ermittelt die tschechische Polizei in Příbram (Mittelböhmen) gegen einen Anhänger der rechtsradikalen Skinhead-Szene. Der 20-Jährige Jiří Fous hatte sein Opfer am vergangenen Freitag nach einem Streit in einer Gaststätte mit einem Bajonett niedergestochen und dabei so schwer verletzt, dass es zwei Tage später im Krankenhaus starb.
Die Tat wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet, so dass die Polizei den in der Stadt einschlägig bekannten Fous schnell identifizieren und festnehmen konnte. Die Regionalzeitung Deník (Příbram) veröffentlichte die Aufnahme in ihrer Online-Ausgabe.
Nach Augenzeugenberichten hatten Jiří Fous, der eine Bundeswehr-Uniform trug, und eine Gruppe Gleichgesinnter im Lokal zunächst gepöbelt und die übrigen Gäste mit rassistischen Parolen und Nazi-Gesten belästigt.
Als Jan Kučera, ein Angehöriger der antifaschistischen Redskin-Bewegung, und seine Freunde sich gegen die Provokationen zur Wehr setzten, kam es zur Eskalation. Der Streit geriet zur Schlägerei zwischen den beiden Lagern, die zwischenzeitlich die Gaststätte verließen; nach Berichten von Deník wurden auch Waffen eingesetzt.
Tschechische Polizei: "persönliche Streitigkeiten"
Zur tödlichen Messerattacke kam es im Treppenhaus im Stockwerk über der Gaststätte, wohin Fous sein Opfer verfolgte. Auf der Videoaufnahme ist zu erkennen, wie er zweimal mit dem Bajonett auf Jan Kučera einsticht, der schwer verwundet zusammenbricht.
Der von den Freunden des Opfers verständigte Rettungsdienst war binnen weniger Minuten zur Stelle und Jan Kučera wurde sofort notärztlich behandelt. Dennoch starb der der junge Mann nach zwei Tagen an den Folgen des brutalen Angriffs.
Die Polizei griff Jiří Fous wenige Stunden nach seiner Flucht auf. Er befindet sich zurzeit in Untersuchungshaft. In seiner Heimatstadt war er aufgrund seiner rassistischen Gesinnung und Gewaltbereitschaft bekannt und wegen anderer Vergehen bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Bajonett soll Fous seit längerer Zeit täglich bei sich geführt haben.
"Das Motiv der brutalen Tat waren persönliche Streitigkeiten", zitiert Deník die örtliche Polizeisprecherin Soňa Budská. Dagegen sprechen Angehörige antifaschistischer Organisationen von einem politisch motivierten Mord und verweisen darauf, dass es in Europa in jüngster Zeit mehrfach zu ähnlichen Verbrechen gekommen sei.
Aus Anlass des Mordes an Jan Kučera ist eine Reihe von Kundgebungen gegen rechte Gewalt geplant, unter anderem in Berlin-Pankow am kommenden Samstag, dem 26. Januar. (nk)