Mladá Boleslav/Prag - Die Gewerkschaften fordern von Tschechiens größtem Automobilhersteller Škoda Auto in Mladá Boleslav deutlich höhere Löhne und drohen nach der vierten ergebnislosen Verhandlungsrunde mit Streik.
Wie die Nachrichtenagentur ČTK berichtet, werden die Gewerkschaften bereits in der kommenden Woche zur Unterstützung ihrer Lohnforderungen Informationstreffen veranstalten, die zur Produktionsausfällen führen werden.
Sollte es zu keiner Einigung mit den Arbeitgebern kommen, sind die Gewerkschaften nach eigenen Angaben darauf vorbereitet, ein Generaltreffen zu organisieren, das mit einem einstündigen Warnstreik in allen drei Schichten verbunden wäre. Gewerkschaftschef Jaroslav Povšík schließt für April gar einen zeitlich unbefristeten Streik nicht aus. Beide Seiten stehen dabei inzwischen unter Zeitdruck, denn der geltende Tarifvertrag läuft am 31. März aus.
Die konkreten Tarifvorschläge haben Arbeitgeber und Gewerkschaften erstmals am 8. Februar aufgetischt. Das Unternehmen schlug dabei vor, allen Beschäftigten den Tariflohn um durchschnittlich 6,1 Prozent im Zeitraum vom 1. April 2007 bis 31. März 2009 zu erhöhen. Für das Jahr 2007 schlug es zudem einen einmaligen Bonus von 6600 Kronen vor, den das Unternehmen vergangene Woche bereit war, auf 8000 Kronen zu erhöhen.
2006 war ein Rekordjahr für Škoda
Die Gewerkschaften fordern dagegen allein für das kommende Jahr bis 31. März 2008 eine Erhöhung der Tarife um durchschnittlich 17 Prozent. Zusammen mit weiteren Forderungen würden die Lohnforderungen insgesamt etwa eine Steigerung von 24 Prozent bedeuten. Das Unternehmen knüpft eine weitere Erhöhung der Tariflöhne an die Einführung eines neuen Lohnmodells, das die Gewerkschaften ablehnen
Ohne die Gehälter des Managements beträgt der Durchschnittslohn bei Škoda derzeit zwischen 22.000 und 27.000 Kronen, der Durchschnittslohn in ganz Tschechien liegt bei 20.000 Kronen.
Die Zahl der Beschäftigten bei Škoda hat sich zwischenjährig um etwa 700 auf 26.728 Mitarbeiter erhöht. Der Automobilhersteller hatte seine Verkaufszahlen im vergangenen Jahr um 11,7 Prozent auf fast 550.000 Fahrzeuge erhöht und somit einen eigenen Rekord aufgestellt. Der Reingewinn des Unternehmens erhöhte sich zugleich um 40 Prozent auf die Rekordzahl von 11,06 Milliarden Kronen. (nk/gp)