Prag - Die traditionelle böhmische Küche ist bekanntlich mit der süddeutschen und vor allem mit der österreichischen Küche verwandt.
Die Küche Böhmens wurde dabei einerseits wesentlich vom Mikroklima des Landes beeinflusst, andererseits aber auch von der geografischen Nähe zu den westlichen und östlichen Nachbarn sowie kulturellen Schnittmengen im Rahmen der Donaumonarchie.
Das im Jahr 2007 im Prager Verlag Prah neu erschienene Kochbuch enthält jede Menge Rezepte der typisch böhmischen Küche, deren Ursprung oft weit in die Vergangenheit reicht, die aber so beliebt sind, das sie bis heute zubereitet werden.
Man findet dabei alltägliche Speisen ebenso wie typische Feiertagsgerichte für Ostern und Weihnachten oder Gerichte, die vor allem anlässlich von Familienfeiern wie Hochzeiten gereicht werden.
Die Rezepte sind dabei in acht Hauptkapitel unterteilt: Suppen, Fisch, Geflügel und Kaninchen, Wild, Rindfleisch, Schweinefleisch, Mehlspeisen und - tatsächlich - vegetarische Gerichte. Es gibt sie also doch, auch in der böhmischen Küche: fleischlose Kost. Ein Blick auf die Speisekarte in einem einfachen Restaurant in Tschechien lässt in der Regel die gegenteilige Vermutung zu. Denn dort beschränkt sich das Angebot meist auf den Dickmacher „smažený sýr“, den gebackenen Käse mit Pommes und Tartarensoße: das heimliche tschechische Nationalgericht unserer Tage.
Neben Rezepten für gängigere vegetarische Gerichte wie paniertem Blumenkohl, Kartoffelpuffer oder saure Linsen findet man in Viktor Faktors Kochbuch auch inspirierende Kochanleitungen für "exotischer" anmutende Kost: Graupen-Pilze-Pudding, gedünstete Eierschwämme, Erbsenmus, Buchweizenbrei oder Blumenkohl mit Eiern als Hirnchen...
Neben den deutschen Namen der Gerichte wird auch die ursprüngliche tschechische Bezeichnung angeführt, aufgelockert werden die Kochanleitungen mit kulinarischen Anekdoten aus Geschichte und Gegenwart. Auch einige Persönlichkeiten, die einst die Böhmischen Länder besuchten, kommen mit ihrem Kommentar zu Wort: zu den gastronomischen Gepflogenheiten hierzulande, über die böhmische Küche - und wie sie ihnen geschmeckt hat.
Der Autor des Buches, Viktor Faktor, ist ein Kenner der böhmischen und der internationalen Küche und hat schon eine ganze Reihe an Kochbüchern und gastronomischen Publikationen herausgegeben. Er ist zugleich Schriftsteller, Forschungsreisender und Übersetzer von historischer und philosophischer Literatur.
Für eine auch humorvolle Perspektive auf die tschechische Küche sorgen die Illustrationen des Zeichners Jiří Votruba - einem populären tschechischen Künstler, auf dessen Arbeiten man in Tschechien auch als Ausländer beinahe auf „Schritt und Tritt“ begegnet, zum Beispiel in Form von Theaterplakaten oder Franz-Kafka-T-Shirts.
Die Gerichte und Speisen in dem reich mit Hochglanzfotos bebilderten Kochbuch haben die führenden tschechischen Spezialisten auf dem Gebiet arrangiert und fotografiert, nämlich der Fotograf Jiří Poláček und die Food-Stylistin Blanka Poláčková. So bekommt man schon beim durchblättern der Gerichte Appetit - und Lust zum Kochen.
Ein empfehlenswerter Band für alle, die Spaß am Kochen und Freude an traditioneller böhmischen Küche haben. Das Kochbuch wird nicht zufällig auch vom Koch- und Konditorenverband der Tschechischen Republik empfohlen. (gp/nk)
Viktor Faktor: Traditionelle tschechische Küche
Praha, 2007. Nakladatelství Prah, 107 Seiten.
ISBN: 987-80-752-179-1. 297,- CZK.