Prag - Die während der deutschen Besatzung verübten Verbrechen seien mit den Ereignissen nach 1945 nicht vergleichbar, so Wulff im Vorfeld seines Besuchs gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK.
Er reagierte damit auf die anhaltende Debatte um das Schicksal der Sudetendeutschen.
Schätzungen zufolge hatten in der Nachkriegszeit im Zuge der Vertreibung bis zu drei Millionen Sudetendeutsche Eigentum und Bürgerrechte auf der Grundlage der so genannten Beneš-Dekrete verloren. Während der "Abschiebung" und insbesondere bei den "wilden Vertreibungen" in der unmittelbaren Nachkriegszeit verloren viele deutsche Zivilisten ihr Leben oder wurden bei Racheakten von Tschechen ermordet.
Die Aufarbeitung dieser Ereignisse war in diesem Frühjahr vor allem durch die Ausstrahlung der Dokumentation "Töten auf Tschechisch" ausgelöst worden, die ein Massaker an Deutschen im Mai 1945 thematisierte. Staatspräsident Klaus äußerte sich am 17. November kritisch über die aktuelle Diskussion. Der 17. November ist in Tschechien als Feiertag nicht nur der Samtenen Revolution gewidmet, sondern auch den studentischen Protesten im Jahr 1939, die von den deutschen Besatzern brutal unterdrückt wurden.
Die Tschechen könnten zwar nicht stolz auf die Ereignisse in der Nachkriegszeit sein, als Mitbürger die Situation für persönliche Abrechnungen und unentschuldbare sadistische Verbrechen genutzt hätten - allerdings dürfe der Sinn für Proportionen und Kausalitäten in der aktuellen Debatte nicht verloren gehen, so Klaus. Er beobachte mit Sorge, dass Medien und Politik ihre Aufmerksamkeit nicht in adäquater Weise den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs widmeten.
Wulff reagierte auf die kritischen Töne des tschechischen Amtskollegen und ließ schon vor seinem Besuch auf der Prager Burg verlauten, dass die während der Nazizeit verübten Grausamkeiten nie in Vergessenheit geraten dürfen - dafür trage auch ein deutscher Präsident Verantwortung, der nach 1945 geboren wurde. "Wenn ich an die Auslöschung der Dörfer Lidice und Ležáky, die Verbrechen in Theresienstadt - das alles sind unvergleichbare Gräueltaten." Er begrüßte aber auch ausdrücklich die jüngsten Bemühungen, von Tschechen begangenes Unrecht an Sudetendeutschen aufzuarbeiten. Diese Diskussion müsse geführt werden und zwar auf einer gesamtgesellschaftlichen Basis, nicht nur von Regisseuren und Akademikern. (kw/nk)
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23.11.2010
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Autor:
Tschechien Online - Ressort Politik und Gesellschaft
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