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Prag | Rubrik: Kultur, Reise | 30.3.2011

Die Herz-Jesu-Kirche in Prag

Prager Kirchen - Teil 1: Kostel Nejsvětějšího srdce Páně in Vinohrady

  • Außenansicht
  • Interieur
  • Orgelpfeifen

Prag - Prager Kirchen - bei jedem Besucher der Stadt wird dieses Stichwort Bilder vor dem inneren Auge wachrufen. Bilder von Veitsdom, Teyn- und Nikolauskirche, vollendeten Zeugnissen der Baukunst vergangener Zeiten.

Doch daneben bleiben auch andere Eindrücke haften: riesige Gruppen, die sich aneinander vorbeidrängen, Menschen, die bunte Regenschirme in die Luft recken und in allen Sprachen der Welt Informationen in die Runde plärren und Blitzlichtgewitter in Kirchenräumen, in regelmäßigen Intervallen von harschen "No Photo“-Rufen unterbrochen – beeindruckendes Zeugnis des Tourismus in heutiger Zeit.

Doch auch abseits des touristischen Pflichtprogramms gibt es Kirchengebäude, die aus verschiedenen Gründen einen Besuch Wert sind – sei es aus (kunst-)historischem Interesse oder einfach nur um einen ruhigen Ort der Andacht zu finden. Einige davon sollen in dieser Serie vorgestellt werden.

Den Anfang macht die "Herz-Jesu-Kirche" im Viertel Vinohrady. Egal, ob man gerade aus dem Untergrund der Metrostation an die Oberfläche gelangt oder sich dem Náměstí Jiřího z Poděbrad von einer Seitenstraße her nähert – der monumentale Bau überwältigt und macht zunächst etwas ratlos. Prominent in die Mitte des Platzes gesetzt wirkt die Kirche mit ihrem massiven, von wenigen Fenstern durchbrochenen Kirchenschiff und dem ebenso wenig fragilen Turm fast wie ein Containerschiff auf hoher See. Der Bau irritiert zunächst und offenbart seine Logik erst bei genauerer Betrachtung.

Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1928-32 von dem slowenischen Architekten Jože Plečnik, der sich zuvor bereits beim Umbau der Prager Burg einen Namen gemacht hatte. So wurde er auch gebeten, einige Entwürfe einzureichen, als 1919 ein Wettbewerb für den Neubau einer Kirche in Vinohrady ausgeschrieben wurde.

Obwohl Plečniks Vorschläge außer Konkurrenz liefen, da er nicht offiziell an der Ausschreibung teilnahm, scheinen sie doch die größte Überzeugungskraft besessen zu haben. Nach vielen Umarbeitungen gelangte er schließlich zur finalen, heute sichtbaren Version mit dem markanten 42 Meter hohen Turm, dessen Höhe der Länge des Kirchenschiffs entspricht und dessen auffälligstes Merkmal die im Durchmesser über sieben Meter messende Uhr ist, die der Masse des Baus eine gewisse Transparenz entgegensetzt.

Das Äußere der Kirche erinnert mit dem (sich auf dem Turm wiederholenden) Dreiecksgiebel, den Obergadenfenstern sowie dem Haupt- und den zwei Nebeneingängen an der Frontseite an eine frühchristliche Basilika, aber auch an einen antiken Tempel. Auffällig ist auch, dass sich bis auf drei Figuren über den Eingängen und einer Skulptur auf der Giebelspitze des Schiffes kein Figurenschmuck an der Fassade befindet.

Im Inneren dominiert der Hauptaltar mit seinem Figurenschmuck und dem kreisförmigen Leuchter. Obwohl die Kirche bereits 1932 geweiht wurde, verzögerte sich die Fertigstellung des Altares bis 1939. Auch im Innenraum lassen die bereits erwähnten Obergadenfenster und die Kassettendecke an eine frühchristliche Basilika denken, außerdem deuten der Wand vorgelagerte Halbsäulen eine Arkadenzone an.

Für einen etwas surrealistischen Eindruck sorgen die kugelförmigen Lautsprecher, die wie seltsame Flugobjekte im Kirchenraum zu schweben scheinen.

Manchem mag der Bau vielleicht zu wuchtig erscheinen, jedoch dauert es seine Zeit, bis er seinen Charme entfaltet. Nicht nur darum empfiehlt es sich für einen Besuch etwas Zeit zu nehmen: Der Park rings um die Kirche lädt besonders bei schönem Wetter zum Verweilen und Sonnenbaden ein. Und um dem Trubel auf Erden für eine Weile zu entkommen, bietet sich neben der Kirche noch eine weitere Möglichkeit: Der Fernsehturm mit Aussichtsplattform ist nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt. (bf)

Gottesdienste

Gottesdienste: Sonntag 9, 11, 18 Uhr, Montag bis Samstag 8 und 18 Uhr (katholisch). Außerhalb der Gottesdienste ist die Kirche nicht immer geöffnet, eine halbe bis dreiviertel Stunde vor Beginn des Gottesdienstes kann der Innenraum aber problemlos betreten werden.

Autor: Benjamin Friedrich
Zuletzt aktualisiert: 5.5.2016
Weitere Infos: www.srdcepane.cz

Info

Kostel Nejsvětějšího Srdce Páně

náměstí Jiřího z Poděbrad
130 00
Praha 3
Region: Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
farnost@srdcepane.cz
Tel: +420 222 727 713

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