Prag - Das Komitee für die Entschädigung des Roma-Holocausts (VPORH) begrüßt die Resolution des Europäischen Parlaments vom 31. Januar 2008, mit der die Abgeordneten bereits zum zweiten Mal die Tatsache verurteilten, dass auf dem Gelände des ehemaligen Roma-KZ Lety bei Písek (Südböhmen) eine Schweinemast betrieben wird.
In einer Presserklärung fordert die Initiative die Verlegung der Schweinemast und lehnt den "Schildbürgervorschlag" des Schweinemastbetreibers ab, "neben die stinkende Schweinemast ein Museum für 50 Millionen" Kronen zu stellen.
Zugleich verurteilt die Initiative die Bemühungen der Firma AGPI, "Roma im Umkreis der Anlage zu überreden dieses Vorhaben zu unterstützen".
Bezugnehmend auf den tschechischen Europaparlamentarier Jan Březina (KDU-ČSL) erkennt das VPORH zwar an, "dass die Hauptverantwortung für die Einrichtung des Lagers und dafür, dass im Lager Erwachsene und Kinder starben, Deutschland als Rechtsnachfolger des Dritten Reichs und auch des Protektorats Böhmen und Mähren trägt." Zugleich wendet sich die Initiative gegen die Forderung, Deutschland müsse die Aufwendungen für die Verlegung der Schweinemast an einen geeigneten Ort übernehmen: "Denn auf dessen Bau hatte es nicht den geringsten Einfluss. Dieser erfolgte im Rahmen der souveränen Hoheit der Behörden der ČSSR, also eines Staates, für dessen Handlungen die neue Tschechische Republik sämtliche Verantwortung übernommen hat".
Tschechien erneut am Pranger
Wenn Tschechien in europäischen Behörden erneut an den Pranger gestellt werde, so sei dies allein die Schuld der Tschechischen Republik, schließlich habe diese sich mehr als zehn Jahre unnötigerweise gesträubt das Problem zu lösen. Das Problem besteht aus Sicht des VPORH dabei keineswegs darin, dass an diesem Ort kein Museum steht, sondern darin, dass an diesem Ort eine Schweinemast betrieben wird.
"Mit weiteren Gestaltungsmaßnahmen des Ortes sind wir nur unter der Bedingung einverstanden, dass die Regierung sich durch einen Beschluss verpflichtet, die Verlegung der Schweinemast an einen geeigneten Ort zu gewährleisten, den Termin für die Verlegung bestimmt sowie die Art und Weise, in der sie die Aufrechterhaltung des Betriebs der Schweinemast an dem neuen Standort gewährleisten wird. Um den Bau der Gedenkstätte kümmern wir uns selbst auf eigene Kosten. Nach Jahren der Verfügung über den Ort über unsere Köpfe hinweg werden wir niemandem mehr erlauben, sich in die Gestalt der neuen Gedenkstätte einzumischen", heißt es in der von Čeněk Růžička, dem Vorsitzenden des VPORH, herausgegebenen Erklärung.
Das Komitee die aufgeführte Summe, also 50 Millionen Kronen, in einen Fonds für die Verlegung der Schweinemast an einen geeigneten Ort zu hinterlegen. Zudem solle die tschechische Regierung jährlich einen ähnlichen Betrag in den Fonds hinterlegen und zugleich mit der Firma AGPI über den Kaufpreis für die alte Schweinemast verhandeln. Auch solle die Regierung sich an internationale Behörden mit der Bitte um eine finanzielle Beteiligung an diesem Vorhaben wenden.
"Wir sind davon überzeugt, dass unser Vorschlag auch das Problem der nicht verstummenden Proteste im Ausland lösen, das Renommee der Tschechischen Republik verbessern und erheblich zur Verbesserung der interethnischen Beziehungen im Land beitragen wird", schließt die Erklärung des VPORH.
In Lety waren etwa 1.300 Sinti und Roma interniert worden, von denen 326 ums Leben kamen. Mehr als die Hälfte waren Kinder. Mehrere hundert Häftlinge wurden von Lety nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. (nk/gp)