Prag - Der Staat wird die Schweinemastanlage in Lety bei Písek, auf deren Gelände zwischen 1942 und 1943 ein Roma-Konzentrationslager stand, vermutlich nicht kaufen.
Das sagte die für Menschenrechts- und Minderheitenfragen zuständige Ministerin Džamila Stehlíková (Grüne) gestern, wie die Tageszeitung Lidové noviny (Prag) meldet.
Der Preis für den Betrieb sei einfach zu hoch. „Leider ist es unmöglich, mit Steuerzahlergeld ein Gebäude mit einem viel zu hohen Spekulationspreis zu kaufen“, so Stehlíková. Sie betonte gleichzeitig, dass es „das gute Recht“ des derzeitigen Eigentümers sei, einen so hohen Preis zu verlangen. Der entscheidende Fehler sei vielmehr bereits 1992 gemacht worden, indem der Betrieb von der damaligen Regierung privatisiert wurde. Stehlíková sagte, möglicherweise lasse sich die Mastanlage aber durch einen noch zu gründenden Stiftungsfonds kaufen.
In Lety waren etwa 1.300 Sinti und Roma interniert worden, von denen 326 ums Leben kamen. Mehr als die Hälfte waren Kinder. Mehrere hundert Häftlinge wurden von Lety nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Ministerpräsident Jiří Paroubek (ČSSD) hatte 2005 versprochen, in Lety eine Gedenkstätte einzurichten. Wie schon so oft zuvor wurde aus den Regierungsplänen in Sachen Lety aber bisher nichts. (nk/gp)