Im Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren stellte gestern, am 24. April 2014, die georgische Schriftstellerin Eka Kevanishvili sich und ihre Texte vor. Im Rahmen eines Stipendiums verbrachte sie einen Monat in Prag. Einige ihrer Gedichte wurden im georgischen Original und in englischer Übersetzung vorgetragen.
Um 18:15 Uhr begann die Veranstaltung mit einer Begrüßung auf Tschechisch. Im Anschluss stellte die tschechische Schriftstellerin Petra Hůlová die Stipendiatin auf Englisch vor: Eka Kevanishvili wurde 1979 in Tbilisi, Georgien, geboren. Nach einem Journalismusstudium arbeitet sie sowohl im Bereich Printmedien als auch im Rundfunk. Außerdem hat sie drei Gedichtbände publiziert und wurde zweimal für den georgischen Literaturpreis Saba nominiert.
Im Gespräch mit Petra Hůlová erklärt die Stipendiatin, wie sie das Verhältnis zwischen poetischem und journalistischem Schreiben empfindet. So wären die limitierten Ausdrucksmittel des journalistischen Schreibens nicht der Grund gewesen, warum sie sich der Poesie zugewandt hätte. Allerdings würden beide Darstellungsformen jeweils unterschiedlichen Idealen folgen: Journalismus soll objektiv, sozusagen sine ira et studio verfasst werden; Poesie hingegen abstrahiert gerade aus persönlichen Erfahrungen allgemeingültige Aussagen. In diesem Sinne sei Poesie für Eka Kevanishvili durchaus ein Weg, um Erfahrungen, die im Journalismus keinen Plätz hätten, zu verarbeiten.
Auf die Frage, ob sie selbst wiederkehrende Themen in ihrem Werk ausfindig machen kann, antwortet die Stipendiatin, dass sie häufig harte, zu Herzen gehende Themen aufgreift. Ausgangspunkt seien oft eigene Erlebnisse, die aber offenbar einen gewissen Wiedererkennungswert für andere Menschen implizieren.
Petra Hůlová erkundigt sich wiederholt nach dem Verantwortungsbewusstsein, das Eka Kevanshvili jeweils mit journalistischen und poetischen Texten verbindet. Die Stipendiatin sieht sich in der Poesie mit weniger Grenzen konfrontiert als beim Journalismus, wo bestimmte Prinzipien eingehalten werden müssen. Auch in ihren Gedichten spielen Themen wie Diskriminierung und Gewalt eine Rolle. Sie bezeichnet sich selbst als “social poet”.
Mehrfach wurde der Mut Eka Kevanishvilis hervorgehoben als georgische Autorin, die Gedichte zu schreiben, die sie schreibt.
Während ihres Aufenthaltes in Prag begann die Stipendiatin, wie sie andeutete, mit der Arbeit an einem semifiktiven Prosatext. Insofern sie die Erfahrung machte, mehr zu schreiben, wenn sie glücklich ist, kann man der Autorin nur viele glückliche und kreative Stunden wünschen.