Prag - In Tschechien wurden in den vergangenen Jahren zwei groß angelegte Studien durchgeführt, die das Sexualverhalten der Bevölkerung untersuchten. Die erste stammt aus dem Jahr 1993, die zweite aus dem Jahr 1998.

Der Vergleich dieser Untersuchungen ermöglicht es, Trends zu erkennen, zu denen es im Bereich der Sexualität in Tschechien in den 90er Jahren kam. Es zeigt sich dabei eindeutig eine Stärkung des Verantwortungsbewusstseins für das eigene Sexualverhalten.

So sank deutlich die Zahl der Menschen, die ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten. Andererseits stieg stark die Zahl der Frauen, die hormonale Verhütungsmethoden anwendeten (von 22 auf 44 % der sexuell aktiven Frauen).

Die in der öffentlichen Wahrnehmung weit verbreitete Meinung, dass Jugendliche ihre ersten sexuellen Erfahrungen immer früher machen und die sexuelle Promiskuität zunimmt, konnte in den Studien nicht nachgewiesen werden.

Anderseits nahm die Zahl der Männer zu, die Erfahrungen mit käuflichem Sex hatten, nämlich von 9 auf 14 %. Die Zahl partnerschaftlicher Geschlechtsakte beträgt bei sexuell aktiven tschechischen Männern und Frauen durchschnittlich über acht im Monat – und damit mehr als in vergleichbaren Studien für andere Länder ermittelt wurde.

Das Liebesvorspiel dauert dabei im Schnitt 15 bis 17 Minuten, der eigentliche Beischlaf dann 15 bis 16 Minuten, wie die im Rahmen der Untersuchung Befragten selbst angaben. Im untersuchten Zeitraum kam es aber zu einem Rückgang der Zufriedenheit der tschechischen Frauen mit ihrem Sexualleben von 82 % auf 72 %.

"Man kann sagen, dass sich das Sexualleben der tschechischen Bevölkerung vom Sexualleben der Westeuropäer heute kaum noch unterscheidet. Vor 1989 hatten gab es hier gewisse Spezifika: Die Leute heirateten früher, verwendeten kaum Verhütungsmittel und es gab eine große Zahl an Abtreibungen. Dies alles hat sich inzwischen stark geändert", so der Co-Autor einer der Studien, der Oberarzt des Sexualwissenschaftlichen Instituts Dr. Jaroslav Zvěřina. (nk/gp)