Was kommt einem bei dem Schneechaos und der klirrenden Kälte der letzten Wochen mehr entgegen, wenn man Besuch hat und dieser sich die Stadt ansehen will, als ein Ausflug in das Museum der Hauptstadt Prag? Dort gibt es nämlich nicht nur das viel gepriesene Langweil-Modell der Stadt im 19. Jahrhundert zu sehen, sondern man kann sich nun auch auf einen virtuellen Rundgang durch die Stadt aufmachen.
Es ist Sonntagnachmittag. Es herrschen geschätzte minus 10 Grad und wir laufen nun schon seit 15 Minuten in der Kälte rum, auf der Suche nach dem Museum der Hauptstadt Prag, bis mein Besuch dankenswerterweise meint „Das Gebäude da, das sieht doch aus wie ein Museum!“ Und sie hatte Recht.
Nachdem wir dann eine halbe Ewigkeit durch die Räumlichkeiten geschlendert waren und uns für meinen Geschmack etwas zu genau darüber informiert hatten, was in Prag seit der Frühsteinzeit los war, gelangten wir endlich zu jenem sagenumwobenen Zimmer in dem sich das Langweilsche Modell der Stadt aus dem 19. Jahrhundert befand. Benannt ist es nach seinem Bauer, Antonín Langweil, der in den Jahren zwischen 1826 und 1834 kaum was anders gemacht hat, als die Stadt in mühevoller Kleinarbeit nachzubauen. Eigentlich bin ich ja keine sehr großer Fan von Museen, und ich muss zugeben, dass ich meinen Besuch nur hierher geschleppt hatte, um nach unzähligen Monaten in Prag nun endlich dieses Modell sehen zu können. Und gleich sollte es soweit sein. Vorsichtig schoben wir uns durch den mit Vorhängen abgedunkelten Raum.
Vor uns erstreckte sich nun inmitten des großen Zimmers in einem Glaskasten das Modell. Doch kaum klebten wir mit den Nasen an der Scheibe, waren wir doch etwas verwirrt. In uns nicht nachvollziehbarem Rhythmus wurde mal dieser, mal jener Teil der Stadt beleuchtet, dann wieder nur ein Gebäude. Kurz und gut, eigentlich sah man kaum etwas, wenn man nicht das Glück hatte vor einem gerade angestrahlten Objekt zu stehen. Wie wir später herausfanden, hat die wechselnde Beleuchtung durchaus ihren Sinn; wird mit ihr doch beispielsweise der unterschiedliche Stand der Sonne simuliert. Aber für alle, die gerade nicht die Knöpfchen am Schaukasten drücken, bleibt es doch etwas mysteriös ob nun gerade die Sonne auf- oder untergeht.
Sehr viel spannender fand ich hingegen die vier Computerterminals, die sich jeweils in den Ecken des Zimmers befinden. Nachdem ich ein bisschen gewartet hatte und diverse Eltern mit ihren Kindern an mir vorbeigezogen waren, kam ich endlich an einen der Bildschirme. Hier kann man sich nun zu einem virtuellen Spaziergang durch das Modell aufmachen. Dieses wurde nämlich vor kurzem nicht nur gereinigt, sondern bei der Gelegenheit auch gleich das ganze Ding, welches immerhin 5,76 m lang und 3,24 m breit ist, in mühevoller Kleinarbeit eingescannt. So stand ich nun vor dem Computer, wählte aus, durch welchen Teil der Stadt ich spazieren wollte, und schon befand ich mich mitten drin. Zugegebenermaßen hätte ich hier nun den Rest des Tages verbringen können, doch nachdem sich immer mehr Kinder um mich drängten, beschloss ich, diesen den Vortritt zu lassen und beendete meinen Rundgang.
Im Anschluss daran begaben wir uns noch in das „Kino“, also in einen weiteren Raum, mit Stühlen vor einem Fernseher. Dort lief ein ganz interessanter Film, der, leider nur auf Tschechisch, darüber informierte, wie das Einscannen vor sich ging.
Fazit: Wer durch Prag spazieren und sich dabei möglichst wenig anstrengen will, dem kann ich einen Ausflug ins Museum der Hauptstadt Prag wärmstens empfehlen.