Geplant war er ja schon lange, der Ausflug nach Český Krumlov. Und vorletzten Mittwoch war es dann endlich soweit. Noch im Morgengrauen, also so gegen 8 Uhr haben Matěj und ich uns aus dem Bett gequält. Nach einem schnellen Frühstück und nachdem Matěj (!) einige Brötchen für den kleinen Hunger zwischendurch geschmiert hatte, ging es auch schon los. Zwei Stunden über zum Teil etwas holperige Straßen durch die graue, wolkenverhangene Landschaft in den Süden der Republik, in die etwa 180 Kilometer von Prag entfernte, bei Touristen zweitbeliebteste Stadt Tschechiens.
Während ich die Fahrt über noch angesichts des schlechten Wetters und der Kälte genörgelt hatte, strahlte uns wie bestellt die Sonne mit dicken Frühlingsstrahlen entgegen, als wir im Krummau ankamen. Da wir etwas außerhalb des Zentrums geparkt hatten, um die Wucherpreisen für einen Parkplatz zu umgehen (Tschechen seien geizig, sagte Matěj), mussten wir erst einmal ein Stück zu Fuß gehen, bevor wir dann endlich zum Budějovická brána kamen und den historischen Stadtkern betraten. Kaum waren wir durch das Tor hindurch, da kam uns auch schon eine riesengroße Gruppe Japaner entgegen. Etwas verwundert schaute ich Matěj an. Wir waren doch extra so früh im Jahr hierher gekommen, um die Stadt ohne die sie belagernden Horden von Touristen zu sehen. Doch scheinbar waren wir nicht die Einzigen mit diesem Plan. Lustigerweise konnte man anhand der Japanergruppe aber feststellen, dass Krummau doch ein recht kleines Städtchen ist, denn der Tross lief uns an diesem Tag noch ungefähr fünf mal über den Weg.
Jetzt hatten wir also gerade die Stadt betreten und schauten uns neugierig um. Nachdem wir dann etwas durch die kleinen Gässchen geschlendert waren und ich die, immer wieder hinter den Häusern auftauchende, Burg ungefähr 200 fotografiert hatte, bekamen wir Hunger. Doch anstelle einfach in irgendein nahe gelegenes Restaurant zum Essen zu gehen, wollte Matěj mir unbedingt tschechische und vor allem billige Küche vorsetzten. Er machte sich also auf die Suche nach einer Lokalität, die diese Vorraussetzungen erfüllte, während ich noch etwas auf dem Marktplatz herumschwärmte. Nach kurzer Zeit kam er dann ganz stolz angelaufen; er habe ein Restaurant aufgetan, bei dem das Essen nur 59 Kronen kostete; sehr zu meiner Freude stand Gulaš auf dem Speisezettel. Ja, ich muss gestehen: Immer wenn ich in Tschechien bin, werde ich extrem gulašsüchtig, sehr zum Nachteil meiner Figur. Somit waren wir beide glücklich und folgten der Treppe in den Keller, in dem sich das Lokal befand. Obwohl dieses eigentlich nicht klein war, hatten wir doch Mühe einen freien Tisch zu finden, denn der Großteil der Plätze war reserviert. Als wir dann endlich saßen und bestellt hatten, wussten wir auch wer hier reservier hatte: Unsere Japanergruppen! Innerhalb von Minuten war das Lokal zum Bersten gefüllt und die Kellner schleppten sich mit den Bestellungen ab. Endlich kam auch unser Essen. Und sagen wir es einmal so: Für umgerechnet 2 Euro war es echt lecker, auch wenn Matěj des Öftern an diesem Tag noch darüber gemeckert hatte. Wirklich schrecklich war hingegen, dass es anstelle des bestellten Cola keine Pepsi wie sonst gab, sondern irgendeine extrem süße und klebrige braune Flüssigkeit ohne Kohlensäure. Aber gut; was hatte ich auch für den Preis erwartet?
Frisch gestärkt ging es dann auf zum Rundgang. Da wir so früh im Jahr gekommen waren, hatte die Burg geschlossen, sodass wir keine Führung durch die wunderschönen Räumlichkeiten machen konnten. Matěj hatte sich als Ersatz ausgedacht, dass wir einen bogenförmigen Spaziergang um die Stadt machen sollten. Habe ich schon einmal erwähnt, dass Matěj es liebt, zu fuß zu gehen, ich aber kein großer Fan davon bin? Na ja, wie so oft hatte ich keine Wahl und schon befanden wir uns auf einem 4-stündigen Rundgang. Während wir dann so mit wunderschönem Blick auf die St.-Veits-Kirche an der Moldau entlanggingen, hatten wir unser nächstes Erlebnis mit Touristen. Ich hatte es nämlich gewagt, einer Gruppe Franzosen durchs Bild zu laufen, woraufhin sich eine Dame dieser Abteilung lauthals auf Französisch über mich zu beschweren begann. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass es außerhalb auch Frankreichs Menschen gibt, die sie verstehen könnten. Nach dieser Episode ging es dann gefühlte drei Stunden bergauf. Unermüdlich trieb Matěj mich voran, bis wir dann endlich vor dem Schlossgarten standen, um festzustellen, dass auch dieser noch nicht geöffnet war.
Von dort aus ging es dann endlich zur Burg, vorbei am barocken Theatergebäude, welches natürlich auch geschlossen war, über die Mantelbrücke in die Burghöfe. Glücklicherweise waren hier nur ab und an Touristen anzutreffen, sodass man endlich Bilder der Lokalität, nicht von Massen wildfremder Menschen, machen konnte. Langsam schlenderten wir durch die Anlage und genossen dabei die warmen Sonnenstrahlen, denn trotz der Tatsache, dass die Sonne schien, war es doch ziemlich kalt. So langsam waren wir dann auch am Ende der Burg angekommen. Da wir von der Hinterseite in das Areal gegangen waren, stand uns eine der größten Attraktionen von Krummau noch bevor: Die Bären.
Als wir das Gehege erreichten, drängten sich unsere Japanergruppen schon dicht an dicht, und ich hoffte die Tiere dennoch zu Gesicht zu bekommen. Doch Pustekuchen! Das einzige Lebewesen, welches sich im Gehege befand, war eine schwarze Katze auf dem Kletterbaum. Diese sah allerdings etwas verstört aus und saß so verloren auf dem Ast, dass ich mich ernsthaft fragte, ob sie vielleicht Lebendfutter für die Bären darstellte? Wie dem auch sei, die Bären ließen sich nicht blicken.Nachdem wir nun die Burganlage hinter uns gelassen hatten, wollten wir eigentlich noch einen kleinen Abstecher ins Schloss machen. Dieses war aber trotz des ‚Geöffnet’-Schildes nicht zugänglich. So langsam taten mir auch die Füße weh. Doch Matěj bestand darauf, noch auf die Moldauinsel zu gehen, was, im Nachhinein, eine gute Idee war. Denn von dort aus hat man einen direkten Blick auf die Burganlage und ich konnte noch die letzten Fotos schießen, um zuhause das Areal in 3D nachbauen zu können, denn immerhin habe ich von Krummau an einem Tag fast 140 Fotos gemacht. Nach einem kurzen Bummel durch die Touristenshops und einem Käffchen in einer Cukrárna endete der Ausflug in das wunderschöne Krummau.