Der zweite Samstag im September gehört in Reichenberg traditionell dem Europäischen Tag des Kulturerbes. Diese beliebte Aktion organisiert die Stadt für Liebhaber der Geschichte, historischer Architektur und Technik.
Tausende von Menschen ließen sich diesen Tag nicht entgehen. Bei einem Rundgang durch die Stadt konnte man 31 Sehenswürdigkeiten, historische nur selten geöffneten Kulturstätten, Veteranenfahrzeuge (Oldtimer) vor dem Rathaus, Kirchen, Museen und weitere einzigartige Veranstaltungen bei freiem Eintritt besichtigen und verschiedene Epochen der Reichenberger Stadtgeschichte erkunden, die der Öffentlichkeit das Jahr über verschlossen bleiben.
Für die Liebhaber der Vergangenheit wurde auch eine historische Straßenbahnfahrt angeboten. „Die Tage des europäischen Kulturerbes haben in unserer Stadt eine lange Tradition und sind jedes Jahr etwas anderes, vor allem reichhaltiger. Im ersten Jahr 2011 haben wir sechs historische Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, in diesem Jahr konnten die Besucher 31 Stätten besuchen. Bei den Reichenberger Bürgern ist diese Veranstaltung sehr beliebt, und wir versuchen, jedes Jahr etwas Neues zu bringen. Diesmal war es das Labor an der technischen Universität und die ehemalige Hirschmann-Mühle", sagte Bürgermeister Tibor Batthyány, der gemeinsam mit dem Oberbür-germeister Thomas Zenker aus Zittau den Europäischen Tag des Denkmals in Reichenberg feierlich eröffnete.
Der Stellvertretende Bürgermeister für Bildung, Soziales und Kultur, Ivan Langr, beteiligte sich ebenfalls aktiv an dem Programm. Bei seinen Führungen durch das historische Rathaus schlüpfte er in die Rolle von Theodor von Liebieg, dem erfolgreichsten Reichenberger Unternehmer um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert und des ersten Autofahrers in der Tschechischen Republik.
„Ich möchte an den diesjährigen 200 Jahrestag seit der Ankunft von Theodors 16jährigem Großvater und Gründer der berühmten Familientextilfirma Johann Liebieg in Reichenberg erinnern, und ebenso an das Verhältnis dieser Familie zum historischen Rathaus. Die Liebiegs spendeten unglaubliche 100 000 Gulden für den Bau des Rathauses sowie einige Buntglasfenster. Das ist ein Beweis für ihre enge Beziehung zu der Stadt Reichenberg, für den wir der Familie Liebieg als Bürger und Erben bis heute dankbar sein sollten", sagte Langr.
Die Europäischen Tage des Kulturerbes wurden zum siebten Mal vom Ressort für Tourismus, Kultur und Sport der Stadt Reichenberg und zum sechsten Mal in Zusammenarbeit mit der deutschen Partnerstadt Zittau vorbereitet.
Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Verbindung der Europäische Tage des Kulturerbes in Reichenberg mit dem Tag des offenen Denkmals in Zittau. An einem Wochenende konnte man historische Gebäude und Denkmale auf beiden Seiten der Grenze besuchen.
Anmerkungen zu den Fotos: Einer der schönsten Orte in Reichenberg ist das Cafe POST. Eröffnet 1892 von dem Reichenberger Theodor Cloin. Es liegt im Stadtzentrum, gegenüber dem Theater, nur einige Meter vom Rathaus entfernt. Leider ist es seit neun Jahren geschlossen und nur während außergewöhnlicher Veranstaltungen zugänglich - wie zum Beispiel den Europäischen Tagen des Denkmals.
Benz Victoria 1893 - Leihgabe des Technischen Nationalmuseums in Prag in der Galerie Reichenberg. Baron Theodor von Liebig verwendete seinen im März 1894 gelieferten 5PS Victoria im Juli für seine Fernfahrt von Reichenberg (Böhmen) nach Rheims und wieder zurück - eine Strecke von mehr als 1.900 km.