„Verzage nicht, wenn schwer und trübe oft über Dir der Himmel hängt. Gott ist und bleibt der Gott der Liebe, der alles Dir zum Besten lenkt.“ Diese schönen Worte zieren nicht selten kleine sakrale Denkmale in Gottes freier Natur. Diese Denkmale heißen je nach Heimatlandschaft Weg- oder Feldkreuze, Bildstöcke oder Marterl.
Ein Ziel des tschechischen Vereins Patron, der seinen Sitz in Georgenthal, tschechisch Jiřetin pod Bukovou, im Kreis Gablonz in der Villa Schowanek hat, ist die Dokumentation, Erhaltung, Wiederherstellung und Betreuung von historischen Denkmalen und Wegkreuzen im Isergebirge, die an die Frömmigkeit und Gesinnung der ehemaligen deutschen Bevölkerung erinnern. Sie spiegeln auch persönliche Schicksale und Tragödien. Oft sind es in den Wäldern versteckte Kreuze, die an einen Unglücksfall mit einem glücklichen oder unglücklichen Ausgang erinnern.
Zu erwähnen wäre, das Villenerbauer Johann Schowanek (*24. April 1868 in Pasek/ Kreis Gablonz, † 24. November 1934 in Georgenthal) am 1. Januar 1908 eine Firma gründete, die der größte Betrieb zur Erzeugung hölzerner Knöpfe und Perlen in Europa werden sollte. Im Mai 1945 wurde der damalige Inhaber der Firma, sein Sohn Hans Schowanek, mit dem Prokuristen Karl Müller von den Russen verhaftet und abgeführt. Nach der Entlassung kam er zurück. Unmittelbar darauf wurde er wieder verhaftet. Später wurde er in Salzburg entdeckt. Hier gründete er eine Firma, die später nach Piding in Oberbayern umsiedelte. Und hier starb Hans Schowanek 1964.
Am Anfang waren die Mitglieder des Vereins Patron eine namenlose, nirgends registrierte Gruppe aus mehreren Enthusiasten, die sich seit fast 40 Jahren um die kleinen Denkmale im Isergebirge kümmerten. 1997 wurde diese Gruppe zu einer Bürgervereinigung und nach einer Satzungsänderung zu einem eingetragenen Verein mit dem Namen Patron.
Neben der Renovierung und Pflege der Denkmale durchforsten die Mitglieder des Vereins Archive und Chroniken und suchen nach noch unbekannten und vergessenen Denkmalen und nach mit ihnen verbundenen Geschichten. Jeder tut dies freiwillig in seiner Freizeit und ohne Anspruch auf Vergütung.
Ist ein altes Kreuz renovierungsbedürftig, so ist der Verein Patron, der einen wertvollen Dienst leistet, stets zur Stelle und übernimmt die Aufgabe der Restaurierung und Rettung des alten deutschen Kulturerbes. Die ehrenamtlichen Mitglieder des mittlerweile 23jährigen Vereines haben bereits eine unzählige Menge von Kreuzen und Denkmalen restauriert und neu aufgestellt. Die Renovierung von Kleindenkmalen geht weiter. Einige dringend renovierungsbedürftige Denkmale sind schon langer im Visier des Vereines und stehen bereits auf der Warteliste.
Viermal jährlich erscheint die informative Vereinszeitschrift „Patron“. Hier findet man nicht nur aktuelle Nachrichten aus dem Vereinsleben, sondern auch historische Artikel, interessante Fakten und Forschungsergebnisse über das Thema „Kleine Denkmale des Isergebirges“. An Mitglieder wird die Zeitschrift kostenlos abgegeben. Die Zeitschrift ist auch online zu finden. Die älteren Ausgaben findet man unter https://web.spolekpatron. cz/casopis-patron/ zum Nachlesen, allerdings nur auf Tschechisch. Die jeweils aktuelle Ausgabe wird immer mit Verzögerung im Internet bereitgestellt.
In diesem Jahr sorgte der Verein Patron auch für die Wiederherstellung des Kreuzes auf dem Hemmstein. Das alte verschwundene Kreuz wurde durch ein neues, schwarzes, ähnlich aussehendes Gedenkkreuz mit einem Schild und der kurzen zweisprachigen Aufschrift „S Boží pomocí! – Mit Gottes Hilfe!“ und dem goldenen Korpus des gekreuzigten Christus ersetzt. Das Anbringen des neuen gusseisernen Kreuzes und die Restaurierung der Schrift auf dem Hemmstein, der sich etwa 1,2 Kilometer unterhalb der Bergbaude Wittighaus an der Straße zwischen dem Wittighaus und Weisbach im Isergebirge befindet, war eines der wichtigsten Ereignisse des Vereines in diesem Jahr.
Der Hemmstein ist eine Stelle, an der die alte Straße steil abfallt. Ab hier war es einst notwendig, die Wagen und die mit Baumstämmen beladenen Hornschlitten, die zum Sägewerk nach Weisbach fuhren, abzubremsen. Damals sollte das große, an dem Stein befestigte Metallkreuz die Hornschlittenfahrer, die das im Sommer in den hoch gelegenen Wäldern geschlagene Holz im Winter ins Tal transportierten, vor allem Bösen schützen.
Vor dem Bau der neuen Wittighaus Straße (1893–1895) war das die einzige Verbindung zwischen den beiden Orten. Auf dem Stein sind die Jahreszahlen 1816 und 1895 eingemeißelt, die sich auf den Bau der alten und neuen Straße mit dem über 300 Meter starken Gefalle beziehen. Die Zahlen sind durch Initialen ergänzt, die höchstwahrscheinlich die Namen der Straßenbauer andeuteten. Weitere Einzelheiten über das Gedenkkreuz sind leider nicht bekannt.
Wie gefährlich die Arbeit im Wald sein konnte, zeigte sich vor allem im Winter bei der Holzabfuhr, bei der es immer wieder zu schweren Unfällen kam, die sehr häufig mit dem Tod endeten. Die Talfahrt mit dem beladenen Hornschlitten war abenteuerlich und gefährlich, wovon einige Kreuze und Denkmale für verunglückte Holzarbeiter zeugen. Bis heute markiert der Hemmstein den Ort, an dem die meisten Schlittenfahrer ein Gebet verrichteten, bevor sie mit ihren, mit Holz beladenen Schlitten, im Glauben an ein gutes Gelingen, hinab in den im Oberwittigtal gelegenen Gebirgsort Weisbach fuhren.
Das Kreuz sollte auch den Glauben der Schlittenfahrer, die im Winter das Holz mit ihren Schlitten in das Wittigtal zum Sägewerk nach Weisbach brachten, zum Ausdruck bringen. Die Mitglieder des Vereins Patron haben schon im Jahr 2007 das alte verschwundene Kreuz auf dem Hemmstein durch ein schmiedeeisernes Kreuz erneuert, jedoch nur in einer kleinen symbolischen Form. Hauptziel der Restaurierungsmaßnahmen war, dem Kleindenkmal die alte Form zu geben, die von den erhaltenen Fotografien und Ansichtskarten aus dem Jahr 1910 bekannt ist. Auf allen alten Bildern ist der große Hemmstein mit einem hohen Metallkreuz verziert. Das ursprüngliche Kreuz, das auf dem Stein einst stand, ging in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts verloren.
Wahrscheinlich wird heute niemand mehr herausfinden, wann und wer es entfernte. Vielleicht ist es irgendwo auf einem Schrottplatz gelandet, oder jemand hat sich das Kreuz in seinem Garten aufgestellt. Möglich ist auch, das das historische Kreuz von böswilligen Menschen einfach abgebrochen und von dem steilen Hang in die Wittig geworfen wurde, wo es vielleicht noch heute weiter rostet. Jedes Kreuz hat seine eigene Geschichte und zeugt von Dankbarkeit. Wer dieses Kreuz einst aufgestellt hat, ist leider nicht mehr zu ermitteln.
Aber auch andere Falle von Vandalismus sorgten für Aufregung. Das im Jahr 2016 restaurierte und neu aufgerichtete Gahlerkreuz bei der Neuwiese wurde acht Monate nach Fertigstellung von Zerstörungswütigen abgebrochen und gestohlen. Wann sich die Tat genau ereignete, ist bisher unbekannt. Auch in diesen Fall hat der Verein Patron für die Erneuerung des Kreuzes gesorgt. Anfang August 2016 gingen die Mitglieder des Vereins Patron zu einem ausgewählten Ort, um ein Loch für die Fundamente eines Granitsockels zu graben, auf dem ein gusseisernes Kreuz errichtet werden sollte. Am letzten Tag im August wurden das Kreuz und der Sockel zum ersten Mal „trocken“ zusammengebaut. Sein Aussehen war bereits wahrend dieses ersten und gründlichen Probeaufbaus wunderschön. Nach fast 60 Jahren, am 21. September 2016, enthüllte und segnete Militärkaplan Petr Šabaka in einem feierlichen Festakt das in neuem Glanz erstrahlende Gahlerkreuz in der Nähe des Jagdschlosses Neuwiese, einem der schönsten und meistbesuchten Orte im Isergebirge. Die Adelsfamilie Clam-Gallas hatte das Jagdschloss 1844 aus den Uberresten einer alten Glashütte erbaut.
1930 wurde das Schloss Sitz der Forstverwaltung. Mit dem neuen Kreuz wurde dieser Platz für viele Menschen ein Platz der Besinnung und des Gebets. Doch nur acht Monate lang. Die Vorbereitungsarbeiten für die Restaurierung des Kreuzes auf dem Hemmstein begannen schon Ende 2019. Wegen der Corona-Pandemie hatten sich die Restaurierungsarbeiten allerdings verzögert. Erst am Donnerstag, 27. August 2020, säuberten Mitglieder des Patron-Vereins das alte historische steinerne Denkmal und restaurierten die ursprünglich eingemeißelte Schrift und die Jahreszahlen 1816 und 1895, die mit schwarzer Farbe erneuert und hervorgehoben wurden. In der Nähe des historischen Gedenksteines wurden auch die in der Zwischenzeit ausgewucherten Bäume und Gebüsche entfernt.
Für die Touristen wird auch eine dreisprachige Informationstafel mit Auskünften auf deutsch, tschechisch und polnisch aufgestellt. Die lange Vorbereitung und die Restaurierung, die von der Quarantäne unterbrochen wurde, haben sich gelohnt. Nachdem die Sonne am 18. September hinter dem Horizont verschwunden war, waren die Restaurierungsarbeiten an dem stark renovierungsbedürftigen Hemmstein erfolgreich beendet. Der Hemmstein hatte nach 60 Jahren wieder seine alte Gestalt bekommen. Die vier Kreuzretter – alle Mitglieder des Vereines Patron –, die an diesem Tag das gusseiserne Kreuz, das wieder in neuem Glanz erstrahlt, befestigt und an der alten Straße aus dem Jahr 1816 errichteten, haben gute Arbeit geleistet. Am Samstag hatte Pfarrer Pavel Andrš von der Haindorfer Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung das neue mehr als ein Meter hohe Kreuz auf dem – im Volksmund sogenannten – Hemmstein in einem feierlichen Rahmen segnen sollen. Dieser Termin fiel jedoch dem heimtückischen Coronavirus zum Opfer.