Auf dem Friedhof in Friedland, der am 16. Oktober 1878 eingeweiht wurde, fanden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges deutsche Bewohner der Stadt ihre letzte Ruhestätte.
Die Größe des Friedhofs ist bemerkenswert, ebenso sein Aussehen. Außergewöhnlich ist die Zahl der einst prächtigen historischen Gruften der ehemaligen deutschen Bewohner: mehr als 100. Noch heute befinden sich die meisten an der Friedhofsmauer.
Die deutschen Inschriften erzählen die Geschichten von Bürgermeistern, Fabrikanten, Müllern, Ärzten, Rechtsanwälten und anderen Friedländer Persönlichkeiten. Zu ihnen gehören u. a. Julius Kraus (1870–1917), Franz Mauermann (1831–1887), Josef Kubasta (1885–1916), Josef F. Schicketanz (1845–1918), Gräflicher Baurat Wilhelm Hecke (1828–1910), Johann Schlesinger (1819–1892), Viktor Lenk (1851–1919) und Bezirksobmann Heinrich Ehrlich (1876–1921), Bürgermeister Josef Adler (1811–1890), Papierfabrikant Franz Fiala (1846–1915), Altbürgermeister Johann Kraus (1831–1902) oder Bürgermeister Anton J. Aigner (1844–1912). In einigen Gräbern liegen die Toten aus deutsch-tschechischen Ehen.
Das Schicksal der deutschen Friedländer nach der Vertreibung nahm meistens in Deutschland seinen Lauf. Das beeinflusste auch den Friedhof. Ein Großteil der Gruften und Gräber befindet sich heute in einem katastrophalen Zustand. Einige Gruften verschwanden oder fielen neuen Ruhestätten zum Opfer. Und das, obwohl sich die Tschechen im Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik (ČSFR) über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit, den sie vor 30 Jahren am 27. Februar 1992 mit Deutschland schlossen, zur ordnungsgemäßen Pflege der deutschen Gräber verpflichteten.
Für die ČSFR unterzeichnete Außenminister Jiří Dienstbier den Vertrag, für die Bundesrepublik Deutschland tat dies Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Für viele Rathäuser in Böhmen und Mähren ist dieser Vertrag jedoch nur ein Stück Papier.
Zu den Persönlichkeiten auf dem Friedhof in Friedland gehören auch Reinhold Feix (1851–1936) und Julius Helbig (1834–1912).
Reinhold Feix kam am 2. September 1851 in Morchenstern im Isergebirge im Bezirk Gablonz zur Welt. Nach der Realschule in Reichenberg machte er eine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Leitmeritz. Am 1. Juni 1869 trat er als Lehrer in Schumburg in den Schuldienst, dann wirkte er in Morchenstern und Reichenau. Am 1. Februar 1872 kam er nach Friedland. Die Stadt wurde zu seiner zweiten Heimat. 45 Jahre lang wirkte er hier als Jugenderzieher. Die einzige Unterbrechung war sein Militärdienst, den er fünf Jahre und acht Monate lang bei den Infanterieregimentern 36 und 74 „treu und redlich“, wie es im Militärjargon heißt, leistete.
Am 1. August 1897 wurde er Oberlehrer. Zuletzt leitete er die Knaben- und Mädchenvolksschule in Friedland als Direktor. Eine Reihe Anerkennungen seiner vorgesetzten Behörde zeugt von seinem Können und seiner Pflichttreue als Pädagoge. 1911 verlieh ihm das Ministerium für Kultus und Unterricht in Anerkennung seiner großen Verdienste den Direktor titel. Diese Auszeichnung wurde damals nur wenigen Oberlehrern zuteilt. Am 31. August 1917 trat er in den Ruhestand. Außer seiner Tätigkeit als Lehrer, erwarb sich Feix besondere Verdienste um das musikalische Leben der Stadt Friedland.
Reinhold Feix war bis 1897 Chordirigent der katholischen Dekanalkirche und betätigte sich im Deutschen Gesangverein. In diesem hatte er als Chormeister des Friedländer Männergesangvereins und dessen Damenchors die musikalische Leitung inne. Der Verein ernannte ihn in Würdigung seiner Leistungen zum Ehrenchormeister des Friedländer Gesangvereines. Feix war auch aktives Mitglied des Deutschen Turnvereins und des Deutschen Schulvereins. Er war ein treuer Angehöriger mehrerer Organisationen und stellte noch in seinen letzten Jahren als Ehrenobmann des Vereines deutscher staatlicher Ruheständler für den Bezirk Friedland seine Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit.
Seine beiden Söhne waren Otto Feix, Professor an der Staatslehrerbildungsanstalt in Komotau, früher in Mies, und Reinhold Feix, Ingenieur der Autobahn in Dresden. Seine ältere Tochter lebte in Graz und war mit einem Apotheker verheiratet. Die jüngere Tochter war die Frau des akademischen Malers Josef Pfeiffer-Fried (1884–1959). Reinhold Feix starb nach längerer Krankheit am 29. Januar 1936 im 85. Lebensjahr in Friedland. Sein Arzt war Heinrich Plumert.
„Mit Herrn Feix hat uns einer der ältesten Schulfachmänner der Gegend und ein allgemein geachteter und vielfach verdienter Mann verlassen“, hieß es damals in der Lokalpresse. Weiter hieß es: „Der Verstorbene wurde am Samstag, 1. Februar 1936 um 15.30 Uhr im Trauerhaus, Turnergasse 687 (heute Tyršova 687) eingesegnet. Nachher fand er in der Familiengruft auf dem städtischen Friedhof seine letzte Ruhestätte. Zwei Tage später, am Montag, 3. Februar, fand in der Dekanalkirche der Trauergottesdienst statt.“ Heute ist die Gruft von Reinhold Feix in einem sehr schlechten Zustand. In derselben Familiengruft liegt auch der Historiker Julius Helbig. Er starb am Sonntag, dem 24. März 1912, in seinem 80. Lebensjahr an Herzlähmung.
Die zeitgenössische Lokalpresse: „Mit ihm verließ uns einer der bekanntesten Historiker Nordböhmens, der sich in seiner Heimatstadt Friedland besondere Verdienste um das öffentliche Wohl erwarb.“ Julius Helbig kam am 12. April 1831 in Friedland als Sohn eines Arztes zur Welt. Er besuchte die Schule in Friedland und später das Gymnasium in Prag.
Gerne hatte er studiert, aber auf Wunsch seiner Eltern ergriff er einen praktischen Beruf und trat als Assistent beim Steueramt in Friedland ein, wo er mehrere Jahre tätig war. Zu Beginn der 1860er Jahre verließ er das Steueramt und wurde Geschäftsführer der Firma Franz Jannasch, Buchhandlung und Buchdruckerei in Friedland, zu deren Gesellschafter er 1881 avancierte. Schon vorher war er Zeitungsherausgeber geworden.
Julius Helbig hatte zwei Töchter mit seiner ersten Frau Mathilde (*14. März 1832). Die erste Tochter Mathilde heiratete den Töpfer Rasch und die zweite Tochter Anna wurde die Frau des Lehrers Reinhold Feix. Tochter Anna starb 1906. Nach dem Tod der ersten Frau am 4.7.1892 heiratete Julius Helbig die Witwe Rosa Hübner, geborene Hofmann aus Reichenberg. Als Inhaber einer Druckerei hatte er sehr gute Bedingungen für die Veröffentlichung seiner Werke auf dem Gebiet der Geschichte. Sein ganzes Leben lang widmete er sich der Erforschung der Vergangenheit der Region Friedland und brachte eine Reihe von Büchern heraus, von denen einige zum Bestand der damaligen Bibliothek des städtischen Museums in Friedland gehörten.
Die Wurzeln der Familie Helbig reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Sein Urgroßvater Gottfried war Bauer in Heinersdorf an der Tafelfichte. Der Großvater Florian Helbig (1747–1840) lebte ebenfalls in Heinersdorf an der Tafelfichte. Sein Vater Josef wurde in Weißbach geboren und war Magister der Chirurgie in Friedland. Er starb 1851. Seine Mutter Anna Marie, geborene Preisler, kam in Haindorf zur Welt und starb 1876. Julius Helbig hatte eine Schwester, Mathilde (1820–1882), die mit dem Magister der Medizin Karl Dittrich verheiratet war.
Josef Helbig ist es zu verdanken, dass 1885 das Wochenblatt für Stadt und Land unter dem Titel „Sonntagsglocken“ herausgegeben wurde, das seit dem 3. Februar 1886 als „Friedländer Wochenblatt“ erschien und politisch liberal war. 1885 verkaufte er die Druckerei und die Zeitung, die am 2. Juli 1895 den Titel „Deutschösterreichischer Grenzbote“ annahm, später aber wieder den ursprünglichen Namen führte. In den Jahren 1851 bis 1853 gab Julius Helbig die „Friedlandia“, eine belletristische Zeitschrift heraus, in der Beiträge namhafter Schriftsteller veröffentlicht wurden. Bald wurde er der verlässlichste Darsteller nicht nur der Geschichte Friedlands, sondern des ganzen bis an die sächsische Grenze und in die Nachbarländer hineinreichenden ehemaligen Friedländer Herrschaftsgebietes.
Zu seinen bekanntesten Büchern, in denen er die örtliche Geschichte beschreibt, gehörten „Geschichte der Kirche und des Klosters in Haindorf“ von 1894 und das Buch „Beiträge zur Geschichte von Stadt und Bezirk Friedland“ von 1895. Sein letztes Werk, das er mit fieberhaftem Fleiß ein Jahr vor seinem Tod vollendete, als ob er bereits die Nähe seines Todes geahnt hätte, waren die „Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Edlen Herren von Biberstein“. Diese gab er aus dem Nachlass des preußischen Generalmajors Rogalla von Bieberstein für den Verein für Heimatkunde heraus, der eine Fundgrube für historische Daten der Heimatgeschichte ist. Seine handschriftlichen Sammlungen umfassen mehrere dicke Bücher und sind ein Zeugnis seines Fleißes.
Bei einem so ausgesprochenen Heimatgefühl war Julius Helbig in jüngeren Jahren natürlich auch ein eifriger Kommunalpolitiker. Er hatte bei fast allen städtischen Unternehmungen in Friedland Pate gestanden. Seiner Anregung ist auch die Errichtung der städtischen Sparkasse zu verdanken, die die Entwicklung der Gemeinde in hervorragender Weise forderte. Es gab kaum einen gemeinnützigen Verein in Friedland, der nicht in irgendeiner Weise mit dem Namen Helbig verknüpft gewesen wäre.
Seine wissenschaftlichen Artikel wurden in den Mitteilungen des Vereines für Heimatkunde des Jeschken-Iser-Gaues veröffentlicht. 1907 wurde er für seine Verdienste um die Geschichte seiner Heimat mit der Ehrenmitgliedschaft im Verein für Heimatkunde des Jeschken-Iser-Gaues, dessen erster Obmann Julius Helbig war, ausgezeichnet. Die Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz ernannte ihn zu ihrem korrespondierenden Mitglied.
Erwähnenswert ist seine verdienstvolle Gründung einer Stiftung, die Lithografien historischer Gebäude von Friedland herausgab. Aus dem Erlös des Verkaufs und den Beiträgen anderer Sponsoren wurde in Friedland das Krankenhaus gebaut, das am 24. Oktober 1902 seinen Betrieb aufnahm. Das Haus in der Elisabeth-Gasse 770, in dem Julius Helbig wohnte, steht noch heute (Mládeže 770). Die Stadt Friedland hat die Verdienste und unermüdliche Forschertätigkeit des Geschichtsschreibers der Stadt und des ehemaligen Buchdruckereibesitzers Julius Helbig durch die höchste Ehre belohnt, die sie zu vergeben hatte. Sie ernannte Julius Helbig bei der Stadtratssitzung im Rathaus am 12. Juli 1905 zum Ehrenbürger und benannte noch zu seinen Lebzeiten eine Straße nach ihm.
Mit der Ernennung zum Ehrenbürger wurden seine Verdienste um die sozialen Belange der Stadt und der heimatgeschichtlichen Forschung gewürdigt. So prunklos sein äußeres Leben verlief, weil ihn die größte Bescheidenheit zierte, so lebendig wird das Andenken an Julius Helbig fortleben, der sein ganzes Leben der Arbeit für seine Heimat opferte. Von einer hochgradigen Augenschwäche heimgesucht und von einem Herzleiden gefoltert, lebte er in größter Zurückgezogenheit und widmete sich bis in seine letzten Tage geduldig nur seinen historischen Forschungen. Am Dienstag, dem 26. März 1912, wurde er im Trauerhaus Elisabeth-Gasse 770 eingesegnet und anschließend auf dem Friedländer Friedhof beerdigt.