Am Samstag, 23. Juni 2017 um 17 Uhr, fand in Rudolfsthal, heute ein Stadtteil von Reichenberg, die feierliche Einweihung des Denkmals für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten statt.
Gefallenen- und Ehrenmale in den unterschiedlichsten Ausführungen, die an gefallene Soldaten erinnerten, gehörten im Sudetenland zum Landschaftsbild. In jedem Ort wurden sie gebaut, um auf diese Weise der vielen Toten zu gedenken. Die Soldaten wurden in der Regel auf den Schlachtfeldern begraben. Nach der Kapitulation 1945 wurden fast alle Denkmale zerstört oder dem Verfall überlassen.
Auch das Denkmal in dem waldumschlossenen Gebirgsdörfchen Rudolfsthal, das sich nur wenige Meter entfernt von dem kleinem Waldfriedhof an einem ruhigen Standort befindet, wurde nicht verschont.
An diesem Denkmal fehlte die Tafel mit den Namen der Gefallenen, die ihr Leben für die Freiheit ihrer Heimat geopfert hatten. Lange Zeit gehörte dieses Gefallenendenkmal zu den vergessenen Kulturdenkmalen der Stadt Reichenberg. Nachdem jetzt das Grundstück einen neuen Eigentümer gefunden hatte, wurde Dank der Innitiative von Petr Herian und Jitka Routková mit der Renovierung des Denkmals begonnen. Am Denkmal wurde eine neu angefertigte Tafel mit den Namen der 16 gefallenen und verstorbenen Soldaten angebracht. Auch die Umzäunung des Denkmals wurde erneuert.
Die Namen der Soldaten: Appelt Albin (1890–1918), Elstner Gustav Heinrich (1879–1916, geboren in Raspenau), Hauser Anton (1876–1915), Heinrich Bruno (1897–1917), Hirschmann Wilhelm (1888–1914), Hübner Ferdinand (1878–1915), Keil Gustav (1899–1918), Müller Josef (1886–1915), Plaschke Adolf (1895–1915), Simon Franz (1884–1918), Scharfenberg Gustav (1883–1918), Schatten Ernst (1884–1918), Schatten Julius (1876–1918), Tischer Adolf (1891–1917), Wünsch Gustav (1891–1917), Wünsch Josef (1896–1916).
Die zentrale Person vor Ort war der Reichenberger Militärkaplan, Kapitän Petr Šabaka, der die Gäste begrüßte und die Weiherede hielte.
In der Predigt, die in der Bibel - Matthäusevangelium, Kapitel 5, 1-12, nachzulesen ist, ruft Jesus die Menschen dazu auf, ihre Mitmenschen zu lieben, sogar die Feinde, und allen mit Respekt zu begegnen. Er fordert sie auf, Gutes zu tun uns sich gegenseitig zu helfen, vor allem den Benachteiligten und Schwächeren.
„Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie…“
Mit diesen Worten wurde die Bergpredigt begonnen. Anschließend wurde eine kurze Messe zelebriert. Bei der Einweihung durch Jitka Routková wurde nicht auf ein Gebet verzichtet. Ein Kranz und Blumen wurden auf den Stufen des Sockels niedergelegt.
Danach sprach der Archivar Radek Brož aus dem Kreisarchiv in Reichenberg über die Vergangenheit und gab historische Informationen über die Entstehung des Denkmals und über das damalige Leben der Bürger in dem kleinem Bergdorf Rudolfsthal. Beim Anblick der Ehrenwache fühlte man sich in die Vergangenheit versetzt. Für die zeitgemäße Kulisse hatte die Vereinigung für Militärgeschichte in Reichenberg mit ihren Soldaten, die Militäruniformen aus der Zeit der k. u. k. Monarchie trugen, gesorgt. Und ein Trompeter begleitete die Zeremonie musikalisch. Mit einem Trompetensolo endete die eindrucksvolle Feier.
Der aus Friedrichswald stammenden Steinmetz Klamt hatte das Denkmal einst angefertigt. Auf einen quadratischen Sockel setzte er einen spitz zulaufenden, 363 Zentimeter hohen Obelisken aus Rudolfsthaler Granit. In den oberen Teil meißelte er ein Kreuz und die Widmungsinschrift: „Der Heimat Dank. 1914-1918". Zu der Weihezeremonie Ende Juni waren rund 50 Gäste gekommen.
Besonderes Merkmal der feierlichen Einweihung war die Anwesenheit von Gerhard Schwarz und seiner Frau Gertrud, die zu dieser Gedenkfeier aus Chemnitz angereist waren. Hervorzuheben ist, dass der Onkel von Gerhard Schwarz - Franz Wünsch (*4. Juli 1892 - † 1992 in Schwansee/Kreis Erfurt), Oberlehrer aus Rudolfsthal Nr. 66 - am 25. August 1929 bei der ersten Einweihung die Gedenkrede gehalten hatte.
Seit 88 Jahren steht das Denkmal in Rudolfsthal.
Damals, 1929, verlief laut Überlieferung die Gedenkfeier folgendermaßen:
„Der Denkmalsausschuß rief vor der Denkmalsenthüllung die Bevölkerung von Rudolfsthal und Umgebung auf, sich an der zu Ehren der im Felde gefallenen oder verstorbenen Heimatsöhne stattfindenden Feier zu beteiligen. Am Sonntagvormittag, dem 25. August 1929, wurde von 8,30 bis 9,30 Uhr die Vereine und Festgäste im Gasthaus Zur deutschen Einheit empfangen. Um 9,30 gab es den Abmarsch. Ein stattlicher Festzug, bestehend aus den Ortsvereinen und vielen Kameradschaftsvereinen sowie Korporationen aus den Nachbargemeinden bewegte sich zum Denkmalsplatz, wo nach herzlichen Begrüßungsworten des Obmannes Johann Gahler vom Prälaten Gustav Buder unter Assistenz des Pfarrers Schuldes eine Feldmesse gelesen wurde.
Daran schloß sich ein schönes Chorlied einiger Sänger an. Viele Besucher aus nah und fern hatten sich eingefunden und erfüllten ringsum den weiten Platz. Um 10,00 Uhr fing die Feier an. Am Anfang gab es die Feldmesse. Anschließend schilderte Schulleiter Franz Wünsch in seiner Gedenkrede in schlichten, aber ergreifenden Worten die Bedeutung dieses Tages, wobei manches Auge tränenfeucht wurde. Anschließend daran fand die kirchliche Weihe des Gedenksteines statt, wobei auch Prälat Buder erhebende Worte den gefallenen Helden widmete. Mit dem erklingen des Weiheliedes „O Heimat vergiß deine Toten nicht“ wurde das Denkmal einweiht.
Der Denkmalsausschuß, die Angehörigen, Korporationen und Vereine gedachten dieser stillen Dulder jener schrecklichen Zeit in ehren- und liebevoller Weise und legten Kränze und Blumen nieder.
Martha Wünsch begleitete dies mit einem sinnreichen Gedicht. In dankenswerter Wiese hatte sich der Großteil der Ortsbevölkerung für das Zustandekommen dieses Werkes eingesetzt.“
Das historisch wertvolle Denkmal soll für die kommenden Generationen erhalten werden. Denn nur wer die traurige Vergangenheit kennt, kann dafür sorgen, dass sie sich nicht wiederholt.