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Der Autor

Stanislav Beran ist freier Journalist und Korrespondent mit Schwerpunkt Geschichte und Kultur. 

Als Auslandskorrespondent berichtet er aus dem Isergebirge für verschiedene Zeitungen und Onlinemedien im deutschsprachigen Raum.

Er ist Dolmetscher und staatlich geprüfter Übersetzer für die deutsche Sprache, Herausgeber der Friedländer Zeitung und Heimatforscher.

Auch die Website https://friedlandinbohmen.jimdo.com, auf der man Informationen zur Vergangenheit und Gegenwart des Kreises Friedland in Böhmen und die vielseitige Geschichte des Landes unserer Ahnen finden kann, wurde von ihm erstellt.

Für den Blog auf Tschechien Online schreibt er seit April 2015.

Im Internet: friedlandinbohmen.jimdo.comfriedlandinbohmen.jimdo.com
Bildnachweis:
Stanislav Beran

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| | Kultur | 10.11.2019

Stadt Reichenberg renoviert Heiliges Grab

  • Reichenberg: Die Grabeskapelle mit dem Heiligen Grab.

Das Grab Jesu Christi in Jerusalem, nach dem die Kopie des Heiligen Grabes in Reichenberg errichtet wurde, zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums. Nach der christlichen Tradition stellt das leere Grab des Leichnams Jesu Christi das historische Beweisstück fur seine Auferstehung dar. Nun will Reichenberg sein eigenes Heiliges Grab neu gestalten.

In der kleinen Grabeskapelle, die in der nordwestlichen Ecke des Gartens der Kirche des Heiligen Kreuzes liegt, befindet sich das Heilige Grab. Es wurde bereits 1772 von dem Reichenberger Tuchmachermeister, Kauf- und Handelsmann Andreas Joseph Wondrak nach dem Entwurf von Johann Joseph Kunze erbaut. In der Mitte des Daches befindet sich ein zierliches, von sechs Säulen gebildetes und mit einer runden Kuppel bedecktes Türmchen mit einem Kreuz. Im Vorraum der Grabeskapelle belehrte eine steinerne Tafel die Besucher über den Stifter des Heiligen Grabes mit folgenden Zeilen: „Zur Ehre Gottes, Vermehrung der Andacht, Zierde der Stadt ist dieses Grab Christi von mir, Andreas Joseph Wondrak, Bürger, Tuchmacher und Handelsmann allhier, erbauet und den 30. Juli 1772 vollendet worden.“

Neben dem Eingang in das Grab war an der rechten Seite ein Bild zu sehen, das die Auferstehung des Herrn darstellte. Davor hing eine Lampe, die am Freitag und Sonntag zur Erinnerung an den schmerzhaften Tod des Herrn und seine Auferstehung angezündet wurde.

Das Denkmal wurde nach seiner Fertigstellung am 8. September 1772, am Fest der Geburt Maria, durch den damaligen Dechant von Reichenberg, Vikarius Antonius Kopsch, für den Besuch Andächtiger eröffnet. Kopsch führte eine feierliche Prozession aus der Kirche des Heiligen Kreuzes dorthin und weihte das Denkmal im Beisein einer großen Menschenmenge ein. Zum Andenken an den Tod des Erlösers war 300 Jahre früher (1489) eine ähnliche Grabeskapelle im niederschlesischen Görlitz von dem Bürgermeister Georg Emerich errichtet worden.

Die Reichenberger Grabeskapelle ist sehr restaurierungsbedürftig. Im Rahmen der Verhandlungen über die Rettung des Heiligen Grabes und der Kapelle, die sich dem damaligen Meisterhaus der Tuchmacher gegenüber befand, wurde ein 50jähriger Pachtvertrag zwischen der römisch-katholischen Pfarrei von Reichenberg und der Stadt Reichenberg vorbereitet. Grund der Verpachtung ist insbesondere die Notwendigkeit, wichtige Rettungsarbeiten an der Statik der Kapelle, vor allem an dem Dachturm, und anschließend Restaurierungsarbeiten durchzuführen. Auf diese ist die Kirche derzeit aber nicht vorbereitet, da sie sich mit wichtigen Restaurierungsarbeiten an Kirchen beschäftigt. Noch vor dem Jahresende will die Stadt Reichenberg mit der Sanierung der alten Kapelle beginnen.

Der Erbauer des sakralen Bauwerkes wurde am 8. April 1729 dem Ehepaar Andreas Joseph Wondrak (Richter) und seiner Gattin Veronika geboren. Wondrak, der denselben Namen wie sein Vater erhielt, heiratete am 17. Juni 1740 Maria Rosina Bergmann.

Der aus einer reichen Familie stammende Wondrak besaß in Reichenberg nicht nur die Häuser 14 bis 2 und 5 bis 4, sondern auch den Gasthof Zu den drei Linden in Prag, Kolowratstraße 854.

Von seinen Söhnen widmete sich Johann Joseph der Idee, Priester zu werden: Er wurde Erzieher im Graf Clam-Gallasschen Haus, Pfarrer in Kratzau und Ehrendomherr in der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche auf dem Wyschehrad, der Hochburg in Prag.

Er starb am 13. Juni 1820 in Kratzau. Johann Anton erbte den Gasthof Zu den drei Linden und starb als Postmeister im südmährischen Znaim. Von den Töchtern verehelichte sich Marianne Rosalie am 25. April 1780 mit dem Kaufmann Daniel Krause aus Deutsch Gabel. Die jüngere Tochter Theresia heiratete am 26. Oktober 1779 den Kaufmann Joseph Friedrich aus Schonlinde im späteren Kreis Rumburg.

Die fachgerechte Sicherung und Restaurierung des Kapellenturmes​​​​​​​ übernimmt der Restaurator Radomil Šolc. Die Restaurierungsarbeiten an dem beschädigten Turm mit einem finanziellen Aufwand von 448.500 Kronen sind in zwei Abschnitten geplant. Nach der Absicherung gegen den Absturz des Turmes wird bis April 2020 die komplette Restaurierung des Turmes erfolgen. Nach einer neuen Ausschreibung folgt der zweite Teil der vollständigen Restaurierung.

Nach den Berechnungen belaufen sich die restlichen Gesamtkosten fur die Restaurierungsarbeiten auf 1.541.000 Kronen. Die letzte Sanierung war im Jahr 1986 erfolgt.

Die geplanten Rettungs- und Restaurierungsarbeiten sind ein wichtiger Schritt der Stadt, die damit zum Erhalt des wertvollen historischen Denkmals beiträgt. Die Kirche des Heiligen Kreuzes ist ein wichtiges historisches Denkmal und der einzige Barockbau seiner Art in Reichenberg.

Die gesamte Region ist im Rahmen des Projekts „Via Sacra“, an dem sich auch die Stadt Reichenberg beteiligt, in der Liste der wichtigsten sakralen Statten der Euroregion Neiße eingetragen.

Die „Via Sacra“ ist ein neuer gemeinsamer touristischer Weg, der die Touristen zu sakralen Bauwerken im Länderdreieck Deutschland, Tschechische Republik und Polen fuhrt.

Bildnachweis:
Stanislav Beran

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