Die Stadt Friedland liegt im Isergebirgsvorland an der Einmündung der Rasnitz in die Wittig am Fuße des Schlossbergs. Nach Tage langen heftigen Gewittern mit Dauerregen steigen die Wasserpegel von Wittig und Rasnitz bedrohlich an. In der Nacht auf den 20. Juni spitzte sich die Lage in den Hochwassergebieten im Kreis Reichenberg zu. Friedland und die Dörfer des niederen Wittigtals traf es am schlimmsten.
Innerhalb von 24 Stunden waren im Isergebirge mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Das ist doppelt so viel, wie in Deutschland durchschnittlich in einem Monat zusammenkommt. An diesem Gewitterwochenende meldete die meteorologische Messstation in Weißbach sogar 153 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Die Feuerwehr kämpfte ab dem frühen Morgen gegen die Überschwemmung; die Bewohner der Stadt wurden von den Fluten überrascht. Schon um 4.10 Uhr wurde die Hochwasser-Alarmstufe 1 erreicht. Die Situation spitzte sich weiter zu. Bereits ab 4.45 Uhr überwachte ein Krisenstab das Hochwasser. Um 6.30 Uhr loste der weiter steigende Pegel der Wittig die dritthöchste Warnstufe aus. Um 6.42 Uhr heulten bereits die Sirenen, und die Hochwasser-Alarmstufe 3 wurde durch die Lautsprecher der Stadt ausgerufen. Die Einwohner wurden über die Lage informiert und zur Vorsicht aufgefordert. Der Krisenstab traf sich noch einmal um 9.00 Uhr, um Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.
Die Freiwillige Feuerwehr Friedland hatte eine kurze Nacht. Sie pumpte die zahlreichen überfluteten Hauser und Keller leer und verteilte Sandsäcke an die Bevölkerung. Die ungeheuren Wassermassen stiegen von Stunde zu Stunde und sorgten für eine große Zahl von Feuerwehreinsätze, bei denen mehrere Feuerwehren aus der Umgebung mithalfen. Zwischen 12.00 und 14.00 Uhr wurde die Situation dramatisch. Das Wasser der Wittig erreichte den Höchststand, begann aus dem Flussbett zu strömen und trat Uber die Ufer. Sandsäcke, die die Feuerwehr in Zusammenarbeit mit freiwilligen Helfern verlegten, verhindert dies. Auf der rechten Seite der Wittig wurde in der Nähe des Stadtparks eine mobile Hochwasserschutzwand aufgebaut. Klar wurde dabei, dass nur wenige Zentimeter zur Flutkatastrophe fehlten.
Die Halter der im Stadtzentrum geparkten Autos wurden aufgefordert, die Fahrzeuge aus Sicherheitsgründen wegzufahren. Bei der letzten Überschwemmung hatten die Wassermassen sogar Autos fortgespült.
Feuerwehr und Rettung waren den ganzen Tag im Dauereinsatz. Überall wurde am Vormittag die Stromversorgung für mehrere Stunden unterbrochen; tausende Haushalte waren von dem Stromausfall betroffen. Die Hochwasserlage blieb kritisch.
Viele Hausbesitzer sicherten mit Hilfe der Feuerwehr ihre Hauser ab. Zum Schutz von Kellerfenstern und Türen vor eindringendem Wasser wurden Sandsäcke verwendet. In Raspenau brachte die Feuerwehr vier Menschen vor den unerwarteten Wassermassen aus ihren gefährdeten Häusern in Sicherheit.
Das schwere Gewitter sorgte vor allem in den nördlich von Friedland gelegenen Dörfern im niederen Wittigtal und in Raspenau für großflächige Überschwemmungen, die erhebliche Sachschaden verursachten, weil die Ufer nicht so hoch und befestigt sind wie in Friedland. Einige Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten. Alle Zufahrtsstraßen nach Weigsdorf, Minkwitz und Wustung waren vollständig gesperrt. Nicht nur die Feuerwehr aus Friedland war im Einsatz. Im Weigsdorf halfen bei der Überschwemmung weitere 13 Feuerwehren. Hier wurden zehn Bewohner aus den am stärksten bedrohten Häusern evakuiert.
Gemeldet wurde ein Schaden von 6 800 000 Kronen. Weitere Schaden wurden aus Haindorf mit 1 500 000, Tschernhausen mit 15 070 000, Bullendorf mit 1 500 000 und Rückersdorf mit 290 000 Kronen gemeldet. In Weißbach wurden sechs Hauser von dem Hochwasser bedroht. Der Schaden betragt etwa 12 240 000 Kronen. Das Amphibienfahrzeug Hagglunds BV206 aus Reichenberg kam ebenfalls zum Einsatz; die riesigen Wassermassen machten es notwendig. Einige Feuerwehrleute zogen damit ihre Runden, um die Wittig zu beobachten. Infolge der Überschwemmungen gab es in einigen Gemeinden auch Schwierigkeiten mit dem Trinkwasser. Die Trinkwasseraufbereitungsanlage in Weißbach, die mehrere Gemeinden versorgt, wurde wegen Grundwasserverunreinigung außer Betrieb gesetzt. Vor dem Gemeindehaus in Weißbach, Bad Liebwerda, Raspenau, Neustadt an der Tafelfichte, Haindorf, Schonwald und Rückersdorf wurde für die Bewohner ein großer Tank mit Trinkwasser bereitgestellt. Seit dem darauffolgenden Samstagabend ist die Trinkwasseraufbereitungsanlage wieder im Betrieb.
Weißbach im Isergebirge ist der Ort mit dem größten durchschnittlichen jährlichen Gesamtniederschlag in der Tschechischen Republik. In einem Jahr fallen hier 1705 Millimeter Wasser. Aufgrund der sintflutartigen Regenfällen war auch die Hauptstraße entlang der Wittig in Raspenau unpassierbar. Betroffen waren etwa 100 Häuser. Am Abend besserte sich die Lage; der Pegel der Wittig sank um fast zwei Meter. Der Marktplatz und das Zentrum der Stadt Friedland kamen zum Glück ohne Schaden davon. Die Hochwasserkatastrophe blieb aus. Diesmal blieb die Stadt von der großen Flut verschont. Am Abend kam dann die erleichternde Meldung: „Der Pegel steigt nicht mehr!“ Am Montag, 22. Juni wendete sich die Situation zum Guten. Schon um 9.00 Uhr sammelte die Feuerwehr die Sandsäcke wieder ein. Die Höhe des entstandenen Schadens im ehemaligen Kreis Friedland wird auf 45 900 000 Kronen geschätzt. Im Kreis Reichenberg wird der gesamte Schaden auf 46 600 000 Kronen geschätzt. Friedland hat schon etliche verheerende Hochwasser erlebt.
Bei vielen Bewohnern sind die Erinnerungen an die Überschwemmungen in den vergangenen Jahren wieder wach geworden. Das letzte Hochwasserereignis haben viele Bewohner noch gut in Erinnerung: Am 7. August 2010 ereignete sich eine Flutkatastrophe, die eine der schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte der Stadt war. Damals waren 1872 Haushalte in 81 Gemeinden der Region betroffen. Das Hochwasser riss fünf Menschen in den Tod. Der Gesamtschaden lag bei mehr als acht Milliarden Kronen. Besonders schwer betroffen waren die im niederen Wittigtal liegenden Dörfer. Zwei Jahre nach der Überschwemmung fand in der Haindorfer Wallfahrtskirche eine Gedenkmesse zu Ehren der Menschen statt, die bei der Überschwemmung 2010 ums Leben gekommen waren. „Die Welt ist nicht gerecht! Wir müssen eine positive Kraft in uns finden, die trotz aller Übel in der Welt wie Naturkatastrophen ein Lächeln auf unsere Gesichter zaubert“, mahnte damals der Pfarrer die zahlreichen Gottesdienstteilnehmer. Umfangreiche und verheerende Überschwemmungen haben das gesamte Gebiet regelmäßig seit undenklichen Zeiten betroffen. Die ersten schriftlichen Berichte über Überschwemmungen an der Wittig stammen vom 21. Juli 1432. Von den 35 besonders großen Überschwemmungen in einem Zeitraum von 450 Jahren wurden 28 von Wolkenbrüchen verursacht.