Der zweite Tag produziert endlich Gewinner und Verlierer und verschärft die attische Krise. Ein kurzer Blick auf die Nachmittagsspiele von Gerd Lemke.
Die Griechenland-Krise setzt sich auch auf dem heißen Kontinent nahtlos fort. Nach fünf Minuten führt Südkorea Einsnull. Und das ausgerechnet nach einer weiten und hohen Flanke, dabei sind die Koreaner gefühlte Einsfünfzig groß und Otto der Große hat wieder sein Regiment der langen Kerls aufgeboten. Die Koreaner sind einfach flink, bienenfleißig und organisiert wie die Playstation. Dagegen wirken die Hellenen, als müssten sie Sirtakti bei 150 bpm tranzen – hölzern wie das trojanische Pferd. Hier sieht man den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Industrienation und einer Kleptokratie. Die Griechen spielen ohne großen Aufwand, die Abwehr ist löchrig wie die Staatskasse, das Mittelfeld korrupt wie die Beamten und der Sturm verschwendet bedenkenlos die wenigen Ressourcen. Irgendwann fällt folgerichtig das zweite Tor. Sogar die Hilfe aus Deutschland versagt diesmal, Otto muss auf der Trainerbank hilflos zusehen, wie seine Mischung aus Eintracht Frankfurt, 1.FC Nürnberg und Hertha BSC Berlin versagt. Große Alternativen hat er nicht, denn die Bundesliga ist ja die einzig nennenswerte Liga neben Zypern, wo Griechen überhaupt angestellt werden. Für die Milliarden sehe ich schwarz, die sehen wir nie wieder. Χαιρετε!
Die Geschichte des zweiten Spiels ist schnell erzählt. Argentinien beginnt, als wollte es Nigeria überfahren wie Serbien während des Sommermärchens. Doch aus diesen Fehlern hat die Mannschaft gelernt, sie verschießt ihr Pulver nicht bereits im ersten Spiel, sondern schaltet nach einem frühen Tor einen Gang zurück. Trotz einer beeindruckenden Reihe von Stürmern – Messi, Tevez, Higuain, später Milito – muss ein Abwehrspieler, ausgestattet mit den deutschen Tugenden des Vaters, der italienischen Rafinesse der Mutter und der ganzen Härte des Heimatlandes, für das goldene Tor sorgen, per Kopf, nach einer Ecke. Die Stürmer, die zusammen ca. 500 Tore in der vergangenen Saison geschossen haben, versagen diesmal im Abschluss. Dennoch ist der Sieg ungefährdet, weil Nigerias Stürmer Obasi beispielsweise zeigt, was man in der abgelaufenen Saison so sehr an ihm in Hoffenheim geschätzt hat: Immer dort, wo es gefährlich werden könnte, stets für überraschende Aktionen gut und ständig daneben.
Wer kann diese Argentinier eigentlich aufhalten, wenn die Stürmer auch noch treffen? Diese Mannschaft kann eigentlich nur an einem scheitern, ihrem Trainer, der zunehmend an Fidel Castro von 1973 erinnert.