Unglaubliche Spiele, unglaubliche Arschlöcher erlebt Gerd Lemke.
Gleich vorweg: Wenn ich diesen Schaffner noch einmal sehe und ihn erkenne, dann ist er tot. Und das meine ich so, wie ich das sage. Den erwürge ich. So etwas habe ich in zwölf Jahren Prag noch nicht gesehen. Ich gehe in die Straßenbahn, ziehe meine Fahrkarten heraus und sehe, aha, die achtzehner ist schon benutzt und will gerade die sechsundzwanziger abstempeln, da kommt der Kontrolleur, also nicht der Schaffner, und verlangt von mir die Fahrkarte und behauptet, ich hätte keine gültige und zieht mich zu den städtischen Polizisten in schwarz und kassiert, bevor ich mich umsehe, 700 Kronen ab. Du bist tot, dein Gesicht kenne ich und wenn du kein deutsch kannst, wird dir jemand diese Zeilen übersetzen. Denn ich bin nicht ganz so harmlos, wie ich aussehe und mit dir ist Schluss. Völlig zurecht. Hajzl! Egal, ob solche Arschlöcher wegen den VVerky, wie man auf tschechisch jetzt sagt, den Politclowns des Sicherheitsfanatikers Vít Barta (egal, ob da noch hinter das –t- ein Herzerweichungszeichen hinkommt) sich jetzt denken, sie können sich alles erlauben – du nicht! Nicht mehr lange zumindest.
Zurück zum Fußball, keine langen Reden über Uruguay und Spanien. Zwei großartige Teams um Diego Forlan bzw. David Villa herum, besser geht es nicht. Aber ein Wörtchen zur Hand Gottes und seiner Unfähigkeit, das Team auf einen Gegner einzustellen. El mano de dio, oder wie man das sagt, ist abgeha(c)kt, nach diesem Spiel gibt es keine Fragen mehr, es gibt kein Nachtreten und keine nachträglichen Sperren – außer der vollkommen unberechtigten gelben Karte gegen Thomas Müller. Hat jemand dort eine Hand gesehen außer der Hand Gottes? Kann die FIFA über ihren Schatten springen und einen Fehler eingestehen? Genausowenig wie die Prager MHD, die Nahverkehrsgesellschaft, die leider demnächst einen korrupten Mitarbeiter aus ihrem Kontrollteam verlieren wird. Friede seiner Asche!
Oder lieber noch dreißig Jahre Arbeit in Angst und Schrecken, dass es so nicht weitergeht und irgendwann jemand kommt und ihn beseitigt. Verdient ist das längst. Beruhigen kann ich mich nicht und ein Mörder bin ich auch nicht und auch niemand, der irgendwen für sowas bezahlt und drohen kann ich auch nicht und rein gar nichts, außerdem habe ich dein Gesicht vergessen – vielleicht doch nicht? – doch mám ty hajzle po krk – und ich werde nicht länger den netten Deutschen spielen, der sich diesen Scheiß gefallen lässt. Tschechien ist auf dem Weg zum Polizeistaat, die Journalisten wissen das, die Bevölkerung schaut wie immer apathisch weg und niemand tut etwas dagegen. Ich auch nicht, denn ich bin ja auch bald weg, eben woanders, doch ist das denn die Möglichkeit? Muss ich in einem Blog über Fußball auf das Offensichtliche hinweisen?
Zum zweiten Mal zurück zum Fußball, was soll man dazu sagen? Soll ich nochmals das Ende des Uruguay – Ghana-Spiels beschreiben, die Hand auf der Linie, der verschossene Elfmeter in der letzten Sekunde der Verlängerung, dann den Sieg Uruguays im Elfmeterschießen? Geschenkt.
Oder etwa das Viernull gegen Argentinien? Was gibt es dazu noch zu sagen, Klose schießt seine Tore dreizehn und vierzehn, diesmal vorbereitet von Podolski, Schweinsteiger macht vor dem dritten Tor den Messi und Arne Friedrich – Kapitän des Tabellenletzten Hertha BSC Berlin – darf einschießen. Hat Messi überhaupt mitgespielt oder bloß Aufwärmtraining für Manuel Neuer gemacht? Argentinien hat überhaupt nicht stattgefunden und Maradona hat seinen Zirkus an der Seitenlinie nicht aufgeführt und überhaupt spricht das Ergebnis für sich. Im Halbfinale spielt dann statt der falschen Hand Müllers eben Toni Kroos, den Rabbi Löw bisher geschont hat, und Spanien wird dieses Spiel verlieren, weil sie sich nicht das ganze Turnier auf David Villa verlassen können. So einfach ist das. Da müssen auch mal andere Spieler in die Bresche springen. Gegen Paraguay reichte das, weil die sich vor Respekt in die Hosen gemacht haben und weil die nicht gemerkt haben, dass sie mit einer etwas offensiveren Ausrichtung dieses Spiel gewonnen hätten. Aber aufgewacht sind sie erst nach dem Schlusspfiff bzw. der Trainer nach gut einer Stunde und hat endlich Lucas Barrios gebracht, hinlänglich bekannt aus der Bundesliga. Aber: Keine Chance den Feiglingen. Und den Kontrolleuren. Wir sehen uns noch einmal. Und dann sprechen wir meine Sprache. Nein, dann sprechen wir gar nicht und ich will meine 700 Kronen zurück. Hajzl! Umbringen werde ich dich nicht, das ist nicht mein Stil, aber ein Wörtchen, slůvko, werden wir noch miteinander wechseln. Und dann sind keine städtischen Polizisten dabei, hinter die du dich zurückziehen kannst, srabe!